Präventionsbericht 2024
In unserem Präventionsbericht sind die wichtigsten Kennzahlen und Aktivitäten der SVLFG des Jahres 2024 zu Prävention und Gesundheitsförderung übersichtlich zusammengefasst.
Sicher. Gesund. Leben.
Mit dem Präventionsbericht 2024 präsentieren wir einen umfassenden Überblick über die Entwicklungen, Herausforderungen und Meilensteine, die wir mit unseren Mitgliedern, Versicherten und Partnern erreicht haben. Die Sicherheit und Gesundheit aller Menschen, die in der Landwirtschaft, im Gartenbau und im Forst tätig sind, bleiben für uns ein zentrales Anliegen. Bemerkenswert ist der anhaltende Rückgang der tödlichen Arbeitsunfälle – im Vergleich zum Vorjahr konnten 26 weniger verzeichnet werden. Doch jeder Unfall mahnt uns, nicht nachzulassen und weiterhin an sicheren Arbeitsbedingungen zu arbeiten.
Unsere Präventionsarbeit lebt vom persönlichen Kontakt und dem Dialog vor Ort. Die Aufsichtspersonen sind täglich im Einsatz, beraten Betriebe individuell und setzen innovative Projekte um. Gleichzeitig bauen wir die digitalen Medien weiter aus. Mit unseren digitalen Informations- und Beratungsangeboten – von der Website über Social Media bis hin zu Online-Seminaren – erreichen wir alle Versicherten flexibel und ortsunabhängig. Mit über 109.000 Aufrufen unseres YouTube-Kanals, mehrsprachigen Social-Media-Präsenzen und innovativen Apps wie agriwork-germany.de setzen wir neue Maßstäbe in der Präventionskommunikation. Besonders stolz sind wir auf die Auszeichnung unserer Social-Media-Strategie für Saisonarbeitskräfte durch die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS). Damit wird unser Engagement auf europäischer Ebene gewürdigt. Doch auch weiterhin stehen Saisonarbeitskräfte im Fokus. Mit Gesundheitstagen, muttersprachlicher Beratung und digitalen Kanälen vermitteln wir wichtige Informationen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Die Herausforderungen des Klimawandels, neue biologische und chemische Gefährdungen sowie die fortschreitende Technisierung fordern uns heraus, Prävention stets weiterzudenken. Mit wissenschaftlich begleiteten Projekten und einer engen Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern gestalten wir die Prävention zukunftsfähig.
Frauen prägen entscheidend die Grüne Branche – ein Aspekt, den wir besonders beleuchten. Mit speziellen Beratungsangeboten, Coaching-Programmen und einer Informationsplattform stärken wir die soziale Absicherung und die Gesundheitskompetenz von Frauen. Veranstaltungen, Netzwerktreffen und die Sonderausgabe unseres Mitgliedermagazins Alles SVLFG – Fokus Frau fördern den Austausch und machen die Vielfalt weiblicher Perspektiven sichtbar. Mit dem Programm Trittsicher in die Zukunft setzen wir auf die Stärkung der Mobilität und Selbstständigkeit älterer Menschen im ländlichen Raum. Unser Dank gilt allen Mitgliedern und Versicherten, Mitarbeitenden und Partnern, die mit ihrem Engagement dazu beitragen, die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Grünen Branche sicherer und gesünder zu machen. Nur gemeinsam gelingt wirksame Prävention – heute und in Zukunft.
Branchenübergreifend
Gemeinsam für Sicherheit in der Grünen Branche
164.035 Besichtigungen und Beratungen durch den Außendienst der Prävention in 2024
Die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft in der SVLFG hat 2024 ihre Präventionsarbeit für die Betriebe der Grünen Branche weiter ausgebaut und setzt gezielt auf intensive Beratung und Aufklärung, innovative Programme, praxisnahe Qualifizierung, finanzielle Anreize und zielgruppenspezifische Informationen.
363 Aufsichtspersonen mit Außendiensttätigkeit (davon 56 in Ausbildung) sind tagtäglich im Einsatz für die 1.437.950 Mitgliedsunternehmen in der Landwirtschaftlichen Unfallversicherung, um Arbeitsunfälle zu verhindern und Gesundheit zu erhalten. Neben dem Aufsichtshandeln begleiten sie Unternehmen und Versicherte mit Beratungen und Fachwissen – direkt vor Ort, ob beim Betriebsbesuch, auf Schulungsveranstaltungen oder bei Messeauftritten.
Präventionsarbeit lebt vom persönlichen Kontakt. Die Aufsichtspersonen der drei Dienstleistungszentren (DLZ) Nord, Mitte und Süd besuchen regelmäßig Betriebe, mit einem besonderen Fokus auf Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeberbetriebe.
Wir setzen auch auf digitale Veranstaltungen und intensive Pressearbeit, um über aktuelle Themen, die Beurteilung von Gefährdungen und mögliche Präventionsmaßnahmen zu informieren.
Frank Gutheil, Bereichsleiter Prävention„Arbeits- und Gesundheitsschutz darf kein unvermeidbares externes Pflichtprogramm für die Betriebe sein. Sie müssen umdenken, präventive Maßnahmen von innen heraus entwickeln, integrieren und leben wollen. Unsere Aufgabe ist es, diesen Prozess mit Fachwissen und Impulsen zu unterstützen.“
Verteilung der meldepflichtigen Unfälle nach Alter der verletzten Person in 2024 Bei den über 50-Jährigen häufen sich die Unfälle − die tödlichen Unfälle machen 69 % aus.
Alter der verletzten Person | meldepflichtige Unfälle | Änderung zum Vorjahr | Tödliche Unfälle | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|---|---|
unter 16 Jahre | 145 | gesunken um 31 | 3 | gestiegen um 2 |
16 bis 18 Jahre | 2.075 | gestiegen um 52 | 0 | gleich geblieben |
19 bis 25 Jahre | 7.733 | gestiegen um 12 | 5 | gesunken um 2 |
26 bis 30 Jahre | 5.122 | gestiegen um 228 | 5 | gestiegen um 1 |
31 bis 35 Jahre | 5.220 | gesunken um 47 | 3 | gesunken um 4 |
36 bis 40 Jahre | 4.900 | gestiegen um 255 | 6 | gleich geblieben |
41 bis 45 Jahre | 4.556 | gesunken um 161 | 3 | gesunken um 4 |
46 bis 50 Jahre | 4.559 | gesunken um 28 | 6 | gestiegen um 1 |
51 bis 55 Jahre | 6.063 | gesunken um 557 | 5 | gesunken um 3 |
56 bis 60 Jahre | 7.456 | gesunken um 57 | 14 | gesunken um 4 |
61 bis 65 Jahre | 5.417 | gestiegen um 261 | 15 | gesunken um 2 |
66 bis 70 Jahre | 2.198 | gestiegen um 250 | 12 | gesunken um 2 |
über 70 Jahre | 2.369 | gestiegen um 49 | 22 | gesunken um 9 |
Die Prävention hat laut SGB VII den gesetzlichen Auftrag, mit allen geeigneten Mitteln Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu verhüten – unter wirtschaftlichen und sparsamen Bedingungen.
Um diesem Anspruch künftig noch besser gerecht zu werden, wurde eine angepasste Organisationsstruktur konzipiert und in einem Pilotprojekt in den Regionen Hessen und Niedersachsen Mitte erprobt.
Ziel war es, Leitungsaufgaben stärker in den Dienstleistungszentren zu bündeln, um dadurch mehr fachliche Kapazitäten in den Abschnitten freizusetzen. In der Pilotphase vom 8. Januar bis 31. Dezember 2024 übernahmen Aufsichtspersonen mit besonderer Verantwortung für die Branchen Landwirtschaft, Forst und Gartenbau gezielt fachliche Themen, während weitere Aufsichtspersonen mit besonderen Aufgaben regionale Schwerpunkte adressierten. Das Ergebnis: eine Steigerung der Versichertenkontakte, neue Netzwerke und motivierte Mitarbeitende, die aktiv mitgestalten.
Die neue Struktur stärkt Versichertenorientierung, Qualität und Zukunftsfähigkeit – messbar und nachhaltig. Auf Grundlage der positiven Erfahrungen soll dieses Konzept in einer geplanten Organisationsänderung umgesetzt werden.
Prävention im Dialog mit der Praxis
Im Jahr 2024 verfolgten die drei Dienstleistungszentren Prävention das Ziel Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren durch Präventionsmaßnahmen zu verringern.
Der Fokus lag auf individueller Beratung, Veranstaltungen sowie zielgruppenspezifischen Angeboten mit regional angepassten Formaten. Diese richteten sich an besonders gefährdete Gruppen wie Auszubildende, Saisonarbeitskräfte, Frauen in der Landwirtschaft, im Forst Tätige, Rinderhaltende und Beschäftigte in Nischenbranchen.
Aus dem Dienstleistungszentrum Nord
„Die persönlichen Kontakte unserer Aufsichtspersonen mit den Versicherten vor Ort in den Unternehmen sind die beste Prävention“, Gerald Schütze, Leitung Dienstleistungszentrum Nord Prävention.
Im Berichtsjahr wurde eine Vielzahl an Aktivitäten durchgeführt, von denen die folgende Auswahl einige Beispiele herausstellt.
Im Oktober fand in einem Ausbildungsbetrieb der Stadt Hannover ein Tag der Prävention für alle Auszubildende aus Gartenbau und Forst statt. Nach der Eröffnung durch Thomas Steinke, Mitglied der Vertreterversammlung, standen fünf Stationen zu den Themen Hitze und Trinken, Auswahl und Benutzung Persönlicher Schutzausrüstung, Ergonomie auf landwirtschaftlichen Fahrzeugen, Slackline-Training und sicherer Umgang mit Leitern bereit.
Im März 2024 führten wir einen Gesundheitstag zum Haut- und UV-Schutz in der Fischaufzuchtgesellschaft Südsachsen mbH in Lichtenberg durch. Die Arbeit in feuchter Umgebung sowie unter wechselnden Witterungsbedingungen stellt besondere Anforderungen an die Hautgesundheit. Ein Fachvortrag informierte über Aufbau und Funktion der Haut, arbeitsbedingte Gefährdungen und präventive Maßnahmen. Mit einer Hautsonde analysierten die Teilnehmenden die eigene Hautbeschaffenheit. Eine Übung zur Anwendung von Hautschutzmitteln, sichtbar gemacht durch eine Schwarzlichtkontrolle, zeigte, wie leicht wichtige Hautbereiche ungeschützt bleiben.
Ganzjährig organisierten wir Informationsveranstaltungen und Gesundheitstage für Saisonarbeitskräfte. Hier rückten wir unter anderem für ukrainische Saisonkräfte auf dem Erdbeerhof Jensen in Sörup und für rumänische sowie polnische Kräfte auf dem Hof Soltau in Barsbüttel die Themen Sonnenschutz, Hitzebelastung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr in den Fokus. Dolmetscher informierten mehrsprachig. Besonders praxisnah war die Einführung in die Web-App www.agriwork-germany.de.
Nach einem schweren Arbeitsunfall infolge fehlerhafter Schnitttechnik veranstalteten unsere Forstexperten im Juli 2024 mit dem Fachverband Garten- und Landschaftsbau Mecklenburg-Vorpommern einen Praxistag zur Sicherheitsfälltechnik in Güstrow. Im theoretischen Teil wurden Unfallursachen analysiert, bevor verschiedene Fälltechniken am Fälltrainer demonstriert und besprochen wurden. Besonders eindrucksvoll war, wie präzise und kontrolliert eine Fällung mit der richtigen Methode durchgeführt werden kann.
Im November 2024 beteiligten wir uns am Fachtag Bau und Technik Pferdehaltung im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch in Sachsen mit einem Infostand und einem Fachvortrag. Der Vortrag beinhaltete Unfallursachen in Pferdehaltungsbetrieben, gesetzliche Regelungen und Tipps zur Prävention.
Aus dem Dienstleistungszentrum Mitte
„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst stellen die praxisorientierte Präventionsarbeit in den Vordergrund. Mit maßgeschneiderten, innovativen Formaten wollen wir Versicherte in allen Branchen erreichen und motivieren“, Markus Knapp, Leitung Dienstleistungszentrum Mitte Prävention.
Das Dienstleistungszentrum Mitte hat im Jahr 2024 gezeigt, wie vielfältig, zielgruppenorientiert und praxisnah moderne Prävention gestaltet werden kann. Über alle Regionen hinweg wurden die Versicherten durch Besichtigungen, Schulungen, Fachveranstaltungen und persönliche Beratungen erreicht. Im Mittelpunkt unseres Arbeitens stand die Ansprache vor Ort, darunter Betriebsbesichtigungen und persönliche Beratungen in Lehrbetrieben. Daneben wurde in forstlichen Betrieben, zum Pflanzenschutz sowie in der Tierhaltung intensiv beraten. Die enge Kooperation mit Fachschulen, Zuchtverbänden und landwirtschaftlichen Organisationen unterstützt dabei eine gezielte, fachlich fundierte Präventionsarbeit.
Ein Schwerpunkt lag auf dem sicheren Umgang mit Rindern. Über 900 Versicherte nahmen an Schulungen und Vorträgen teil. Die Schulungen kombinieren theoretische Inhalte wie Nutztierethologie mit praxisnahen Übungen im Stall. Am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg in Aulendorf konnten sich Fachschülerinnen und Fachschüler in Modulveranstaltungen mit den baulich-technischen Anforderungen sicherer Rinderhaltung auseinandersetzen. Auszubildende in der überbetrieblichen Ausbildung erlernten den sicheren Umgang mit Rindern.
Ein weiteres bedeutendes Themenfeld war im Forst die sichere Aufarbeitung von Schadholz. In 51 Schulungen wurden 2.290 Teilnehmende qualifiziert – darunter viele Waldbesitzende und Forstunternehmer aus Regionen mit hohem Schadholzaufkommen. Thematisiert wurden unter anderem das seilwindenunterstützte Fällen, der Einsatz technischer Fällkeile sowie Sicherheitsfälltechniken.
Ein weiteres Beispiel für die enge Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren ist der Arbeitssicherheitstag des Forstamtes Karlsruhe. Über 70 Beschäftigte kommunaler Waldbesitzer nahmen an Vorträgen, Diskussionen und einem praktischen Sicherheitstrainings-Parcours teil. Unser forstlicher Präventionsexperte Marc-Dennis Schell unterstrich: „Auch wenn die Forstwirtschaft nur 7 % der meldepflichtigen Unfälle ausmacht, liegt ihr Anteil an tödlichen Unfällen bei 25 %. Daher setzen wir alles daran, Unfälle im Wald präventiv zu vermeiden.“
Der Weinbau ist im DLZ-Bereich überdurchschnittlich stark vertreten. Daher bringen viele Aufsichtspersonen ihre Expertise in die Beratung ein – ergänzt durch spezielle, auf den Weinbau zugeschnittene Angebote. Eines davon ist das gut etablierte Seminar "Fahren mit Schmalspurtraktoren", das in 2024 wieder fast 100 Teilnehmende qualifizierte. Erstmals fand im Rheingau ein spezieller Präventionstag für Winzerinnen und Winzer statt. In Kooperation mit dem Weinbauverband und dem Staatsweingut Kloster Eberbach wurde zu UV-Schutz, Ergonomie, Sturzprävention und Umsturzgefahren beraten. Stark nachgefragt waren Informationen zum Anwenderschutz im Pflanzenschutz. Besonderes Augenmerk lag auf der korrekten Nutzung von Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) und der sicheren Kabinentechnik bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln.
Beim Sicherheitstag für Landwirtinnen ging es bei Fulda um Ergonomie, PSA und Tierhaltung. Die Veranstaltung richtete sich an Frauen als aktive Betriebsmitglieder und Multiplikatorinnen für Sicherheit. Auch ein Jägertag in Schlüchtern-Wallroth zeigte die Bandbreite der praxisnahen Präventionsarbeit.
Ein themenspezifisches Angebot war der Praxistag "Sicher fahren in der Landwirtschaft" für Berufsschülerinnen und Berufsschüler aus Bebra. In Wanfried wurden unter Leitung der Aufsichtspersonen Matthias Icke, Rüdiger Strack und Sebastian Höh Themen wie sicheres Fahren mit Gespannen, Sichtfeld, Bremsverhalten und Anschnallpflicht praxisorientiert vermittelt.
Bei 16 Gesundheitstagen für Saisonarbeitskräfte mit 934 Teilnehmenden standen Hitze, UV-Schutz und Trinkverhalten im Mittelpunkt. Die Aufklärung erfolgte mehrsprachig und mit der Web-App www.agriwork-germany.de.
Auch bei Veranstaltungen wie dem Berufswettkampf GaLaBau Nordrhein-Westfalen waren unsere Präventionsmitarbeitenden aktiv. Beim Wettbewerb wurde unter anderem das sichere Bedienen von Baumaschinen anhand einer Teamaufgabe mit Bagger, Sichtschutz und Einweisung bewertet. Parallel informierten wir zum UV-Schutz und verteilten Sonnenhüte. In den Regionen und überregional waren wir auf zahlreichen Messen und Ausstellungen des Berufsstandes vertreten und informierten über aktuelle Präventionsthemen. Für Veranstaltungen wie die KWF-Tagung entwickelte Aufsichtsperson Johann Thum einen Vibrations-Demostand, der die Schwingungsstärke von Freischneidern veranschaulicht. Das Modell zeigt anschaulich die Unterschiede zwischen gewuchteten und ungewuchteten Werkzeugen.
Aus dem Dienstleistungszentrum Süd
„Arbeitssicherheit im Wald beginnt mit dem nötigen Fachwissen, geht über die richtige Ausrüstung bis hin zum sorgfältigen, vorausschauenden Arbeiten – besonders bei der Aufarbeitung von Schadholz“, Robert Strixner, Leitung Dienstleistungszentrum Süd Prävention.
Vor großen Herausforderungen standen auch 2024 die rund 500.000 bayerischen Waldbesitzenden: Sturmereignisse, Hitzeperioden, Hagel und meterhoher Nassschnee führten zu erheblichen Schäden durch Windwurf, Schneebruch und Borkenkäfer. Die Unfallstatistik bestätigt: Bei der Aufarbeitung solcher Kalamitäten ist das Risiko für schwere und tödliche Arbeitsunfälle hoch. Umso wichtiger ist eine fundierte Qualifikation in der Waldbewirtschaftung.
Die Außendienstmitarbeitenden unterstützten wieder mit Schulungsmaßnahmen zur sicheren und gesunden Waldarbeit, rieten den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern aber, schwierige und gefährliche Arbeiten von Profis erledigen zu lassen.
Ein starkes Zeichen für Prävention setzte das DLZ Süd am 15. September 2024 mit einem großen Informationsstand auf dem Oberbayerischen Waldbesitzertag in Sachsenkam. Ziel war es, über sichere Waldarbeit zu informieren, aufzuklären und zu motivieren. Unsere Forstexperten zeigten den rund 10.000 Besucherinnen und Besuchern anschauliche Praxisbeispiele zur sicheren Schadholzaufarbeitung, darunter mit Spillwinden, funkferngesteuerten Fällkeilen und der Sicherheitsfälltechnik.
Die Resonanz war eindeutig: Sicherheit in der Waldarbeit braucht Fachkunde, Erfahrung und passende Technik – und das lässt sich trainieren.
"Das AMS hilft, Arbeitsschutz nicht dem Zufall zu überlassen, sondern gezielt, planvoll und überprüfbar umzusetzen. Es sorgt für Klarheit in Abläufen, erhöht die Sicherheit am Arbeitsplatz und stärkt die Verantwortungskultur im Betrieb“, Konrad von Posern, Mitglied der Vertreterversammlung
326 Audits von 2009 bis 2024
Mit dem Arbeitsschutz-Management-System (AMS) der SVLFG installieren Betriebe seit 2009 ein erfolgreiches Konzept, um Sicherheit und Gesundheitsschutz ihrer Beschäftigten zu planen, systematisch zu organisieren und beständig als Aufgabe in der Führung zu etablieren.
Zudem tragen sie damit der vermehrt gestellten Forderung von Auftraggebern nach einem anerkannten AMS Rechnung. Auch im Berichtsjahr unterstützten wir Unternehmen dabei, die Arbeit noch sicherer und gesünder zu gestalten. Darunter befanden sich auch Betriebe, die ihr letztes Audit noch während der Corona-Pandemie durchführen ließen und nun an einem erneuten positiven Begutachtungsergebnis arbeiteten. 2024 wurden 36 Auditierungen in versicherten Unternehmen erfolgreich durchgeführt, davon 10 Erstbegutachtungen bzw. Audits und 26 Wiederholungsbegutachtungen bzw. Reaudits.
85 begutachtete Unternehmen wurden auf unserer Webseite veröffentlicht. 92 weitere befanden sich in der Beratung.
SVLFG erfolgreich begutachtet
2024 hat das Sachgebiet Systematische Integration von Sicherheit und Gesundheit in den Betrieb der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (DGUV) die AMS-Begutachtungsstellen einem Crossaudit unterzogen.
Ziel der gegenseitigen Überprüfung ist es, Qualität, Wirksamkeit, Funktion, Umsetzung der Regelwerke sowie den kontinuierlichen Verbesserungsprozess sicherzustellen.
Unser AMS-System wurde erfolgreich bestätigt.
"Die AMS-Zertifizierung bietet unserem Unternehmen entscheidende Vorteile. Sie gewährleistet den Gesundheitsschutz unserer Mitarbeiter, indem sie für ein sicheres und strukturiertes Arbeitsumfeld sorgt. Gleichzeitig schafft sie die Grundlage für klare Prozesse und eine bessere Organisation innerhalb des Betriebs. Daneben stärkt die Zertifizierung unsere Position im Wettbewerb um Fachkräfte, da sie sichtbar macht, dass Arbeitssicherheit bei uns einen hohen Stellenwert hat.“
Geschäftsführerin Emilia Kügel
„In jedem Anreiz steckt eine Botschaft: Ihr Beitrag unterstützt Ihren Präventionserfolg", Hartmut Otto, Leiter Arbeitskreis Prozesse Zuschüsse, Prämien, Messen und Medien.
Wir nutzen seit Jahren ein Anreizsystem, um unsere versicherten Betriebe zu mehr Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu motivieren.
Das Anreizsystem umfasst Zuschüsse für die Teilnahme an zwei- bis fünftägigen Lehrgängen an einer von der SVLFG anerkannten Fortbildungsstätte, Fahrsicherheitstrainings und DEULA-Kurse.
Geförderte Teilnahmen 2024
Kurs | Anzahl |
---|---|
Erste-Hilfe-Kurse | 31.386 |
DEULA-Kurse | 20.992 |
Motorsägenkurse (davon 353 Seilkletterkurse) | 3.895 |
Fahrsicherheitstraining | 711 |
Unterstützung, die ankommt
Im Jahr 2024 förderten wir wieder den Neukauf ausgewählter Produkte, die der Sicherheit und dem Gesundheitsschutz dienen. Für diese Förderaktionen stellten wir 1,2 Millionen Euro zur Verfügung, davon 200.000 Euro für Hitze- und Sonnenschutzprodukte.
Durch die gezielt ausgewählten Produkte für die verschiedenen Branchen soll der Präventionsgedanke in den Betrieben noch stärker gefördert werden. Die erste Förderaktion begann am 1. Februar 2024, gefolgt von der Aktion für Hitze- und Sonnenschutzprodukte am 15. März 2024.
Die Rinderhaltungsbetriebe wurden mit Fang- und Behandlungsständen sowie Halsfangrahmen mit Schwenkgittern unterstützt. Gartenbau- und Forstbetriebe konnten Zuschüsse für Höhensicherungsgeräte, Kommunikations- und Notrufgeräte (KUNO) sowie gebläseunterstützte Atemschutzgeräte beantragen. Atemschutzgeräte schützen unter anderem vor Staubbelastung während der Stallarbeit oder beim Entfernen von Eichenprozessionsspinnern. Zudem wurde das Zugangssystem GRIFA Softstep gefördert.
Bei der zweiten Förderaktion wurde Kühlkleidung wie Kühlwesten sowie Kühlcaps mit Nackenschutz bezuschusst. Arbeitgeberbetriebe konnten weiterhin Fördermittel für Sonnenschutzzelte erhalten.
"Die Messungen des MTD zeigen deutlich: Wer regelmäßig mit elektrisch über Akku betriebenen Freischneidern arbeitet, sollte dennoch konsequent Gehörschutz tragen, denn im Einzelfall kann schon ein täglicher Einsatz von etwa vier Stunden das Gehör schädigen“, Sabine Biller, Mitglied des Präventionsausschusses.
Staubmessungen bei Bodenbearbeitung
Unser Messtechnische Dienst (MTD) führte 2024 Messungen im Rahmen der Prävention nach SGB VII durch. Ein Schwerpunkt lag auf der messtechnischen Erfassung möglicher Belastungen durch silikogene Stäube bei der maschinellen Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft. Aufgrund der klimatischen Veränderungen mit häufigeren und längeren Trockenphasen ist im Ackerbau zukünftig mit einer höheren Staubexposition zu rechnen. Der MTD führte acht Messungen in Regionen mit vorwiegend sandigen Böden durch und untersuchte die Exposition gegenüber A- und E-Staub sowie Quarz bei der Bodenbearbeitung und der Aussaat. Berücksichtigt wurden zudem die Bodenart, die Ackerwertzahl, die Art der Bodenbearbeitung und der verwendete Traktor. Dabei zeigte sich, dass die Staubeinwirkung außerhalb der Traktorkabine wesentlich höher war als innerhalb. Traktoren mit geschlossener Kabine, technischer Belüftung und Klimatisierung bieten ausreichenden technischen Schutz. Aktuell werden Vergleichsmessungen in Regionen mit schweren Böden durchgeführt.
Lärmmessungen an handgeführten Gartenmaschinen
2024 wurden Lärmmessungen an handgehaltenen und akkubetriebenen Gartenmaschinen wie Heckenscheren und Freischneidern fortgeführt. Die Messergebnisse bestätigten die Vorjahreswerte: Die äquivalenten Dauerschalldruckpegel (LAeq) lagen maschinenabhängig zwischen 82 dB(A) und max. 88 dB(A). Der nach LärmVibrationsArbSchV geltende Tagesexpositions Grenzwert von LEX, 8h = 85 dB(A) wird maschinenabhängig im praktischen Einsatz nur dann erreicht, wenn mindestens 4 Stunden/Tag (reine tägliche Expositionszeit) mit diesen Maschinen gearbeitet wird. Benzinbetriebene handgehaltene Gartenmaschinen wiesen dabei höhere bis deutlich höhere Schallpegel auf.
Kniebelastung bei der Erdbeerernte
Im Rahmen des Projekts GonKatast 3 wurden 2024 mithilfe des CUELA-Messsystems Körperhaltungen beim Erdbeerpflücken erfasst. Untersucht wurden vier Einsätze (3 x Dammkultur, 1 x Flachkultur). Die Daten zeigen je nach Anbauform signifikante Unterschiede: In Dammkulturen dominierten stehende, gebückte Haltungen; in Flachkulturen wurden nahezu ausschließlich kniende Positionen dokumentiert. Die kniebelastende Zeit reichte von 0 bis 451 Minuten pro 8-Stunden-Schicht (Ø 47 %). Ergänzende Beobachtungen bestätigten die Varianz. Die Ergebnisse liefern wichtige Grundlagen zur ergonomischen Bewertung und Prävention.
„Ist es nicht möglich, chemischen Pflanzenschutz durch alternative Verfahren zu ersetzen, müssen technische, organisatorische und persönliche Maßnahmen ergriffen werden. Oft ist es sinnvoll, diese zu kombinieren.“ Sebastian Thallmair, Fachreferent für Gefahrstoffe
Zu unseren Aufgaben als Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft gehört es, Betriebe im Hinblick auf Gesundheitsrisiken im Umgang mit Gefahrstoffen zu beraten und zu schulen.
Wir entwickeln zudem Sicherheitsstandards, unterstützen bei deren Umsetzung und überwachen die Einhaltung von Vorschriften.
Anwenderschutz im Pflanzenschutz
Durch die „Wie-Berufskrankheit“ Parkinson ist der Schutz bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) im Berichtsjahr verstärkt in den Fokus gerückt. Da diese oft keine akuten Verletzungen oder Schäden verursachen, wird deren schädliche Wirkung auf die Gesundheit leicht unterschätzt. Wir informierten In Bei- trägen online, in Printmedien sowie im Fernsehen über Schutzmaßnahmen. Dazu gehören:
- Substitutionsprüfung auf weniger gefährliche Produkte oder gefahrstofffreie Verfahren
- geschlossene und klimatisierte Fahrerkabinen mit geeigneten Filtern in Traktoren
- kontaminationsfreie Befüllsysteme
- Persönliche Schutzausrüstung sowie zertifizierte Arbeitskleidung
Durch unsere Mitarbeit in der nationalen und internationalen Normung wurde in den letzten Jahren ein einheitliches Prüfverfahren und die
Kennzeichnung von Handschuhen und Schutzkleidung für PSM erwirkt.Das Piktogramm Erlenmeyerkolben mit Blatt weist Handschuhe und Kleidung mit Schutzwirkung gegen PSM aus. Diese sind je in drei Schutzstufen erhältlich. Anwenderinnen und Anwender können so für die Tätigkeit und die zu erwartende Exposition gezielt die passende Ausrüstung wählen.
Krebserzeugende Gefahrstoffe
2024 hat der Außendienst der Prävention das seit 2022 laufende Programm Krebserzeugende Gefahrstoffe der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie weiter verfolgt.
Dessen Ziel ist es, bundesweit den Stand der Gefährdungsbeurteilung zu krebserzeugenden Gefahrstoffen wie Dieselmotoremissionen oder Formaldehyd in kleinen und mittleren Unternehmen zu erheben. Auch einheitliches Handeln der behördlichen Arbeitsschutzakteure wird damit gefördert und die Betriebe werden beraten, wie sie Beschäftigte schützen können.
„Berufskrankheitenprävention heißt: Risiken erkennen, bevor sie krank machen – und gemeinsam Verantwortung übernehmen für eine gesunde Arbeitswelt“, Martin Empl, alternierender Vorsitzender des Vorstandes.
Seit 1925 engagiert sich die gesetzliche Unfall versicherung für den Schutz vor Berufskrank heiten (BK) – und stellt sich dabei immer neuen Herausforderungen. Die Anerkennung einer Berufskrankheit bedeutet für Versicherte nicht nur finanzielle Absicherung, sondern eröffnet Zugang zu umfassenden medizini schen, therapeutischen und präventiven Leistungen. Ziel ist es, die Gesundheit zu erhalten und die Arbeitsfähigkeit möglichst lange zu sichern. Wir begleiten Versicherte von der Ursachenklärung über technische Gutachten bis zur Umgestaltung des Arbeitsplatzes.
Besonders im Fokus stehen Präventionsmaß nahmen nach § 3 BKVerfahren. Ein Meilen stein war der Wegfall des sogenannten Unterlassungszwangs im Jahr 2021. Seither ist die Anerkennung vieler BKen nicht mehr daran gebunden, die Tätigkeit aufzugeben. Statt dessen wird auf passgenaue Individualprävention gesetzt. Auch die Berufskrankheitenliste wird fortgeschrieben.
Wie-Berufskrankheit Parkinson
Auch wenn die Ursachen der Parkinsonkrankheit bisher nicht völlig geklärt werden konnten, bestätigte der Ärztliche Sachverständigenbeirat beim BMAS den Verdacht, dass der langjährige Umgang mit bestimmten chemischen Pflanzenschutzmitteln ein ParkinsonSyndrom auslösen kann.
Voraussetzung ist ein primäres Parkinson Syndrom ohne andere Ursache sowie der intensive berufliche Kontakt mit Insektiziden, Herbiziden oder Fungiziden mit neurotoxischer Wirkung in einem bestimmten Zeitrahmen innerhalb einer Funktionsgruppe.
Da die Aufnahme in die BK-Liste noch aussteht, prüfen wir die zahlreichen Verdachtsfälle bereits jetzt auf eine mögliche Anerkennung als Wie Berufskrankheit. Dafür analysieren wir die Krankheitsvorgeschichte und die Arbeitshistorie.
Berufskrankheiten gemäß Anlage 1 BKV | in 2024 angezeigte Verdachtsfälle | in 2024 anerkannte BK-Fälle |
---|---|---|
Hauterkrankungen | 2.656 | 1.675 |
Lendenwirbelsäule, Ganzkörper- schwingungen, Heben und Tragen | 779 | 82 |
Lärmschwerhörigkeit | 703 | 416 |
Von Tieren übertrag-bare Krankheiten | 465 | 171 |
Atemwegserkrankungen | 285 | 111 |
Weitere | 561 | 45 |
Insgesamt | 5.449 | 2.500 |
Wie-BK Parkinson-Syndrom durch Pestizide | 8.345 |
Mit der Begutachtung und Anerkennung von Fortbildungsstätten für gefährliche Baumarbeiten, Waldbesitzerschulungen und Seilklettertechnik (SKT) setzen wir bundesweit einheitliche Standards für Qualität und Sicherheit. Im Jahr 2024 waren 199 Fortbildungsstätten anerkannt.
Die Koordinierungsstelle prüfte 38 Ausbilder für AS-Baum I, 11 für AS-Baum II und 10 SKT-Ausbilder (A und B).
216 Fachkundeaus-weise SKT wurden ausgestellt. Neben der Kontrolle sichern wir durch Beratung und Messepräsenz, wie bei den Augsburger Baumpflege- tagen, eine praxisnahe und effektive Prävention.
Mit der Bezuschussung von zwei- bis fünftägigen Lehrgängen für Baumarbeiten und SKT fördern wir die Sicherheit unserer Versicherten im Wald und bei gefährlichen Baumarbeiten. Die Koordinierungs- und Begutachtungsstelle vertritt die SVLFG unter anderem im Sachgebiet PSA gegen Absturz der DGUV und in der Arbeitsgruppe D-A-CH-S.
„Ob durch persönliche Beratung, digitale Werkzeuge oder praxisgerechte Arbeitshilfen – gemeinsam mit den Betrieben gestalten wir den Arbeitsschutz wirksam und zukunftsfähig.“
Stefan Köhler, Mitglied des Vorstandes im Berichtsjahr
Der Sicherheitstechnische Dienst (STD) der SVLFG begleitet Mitglieds- betriebe auf dem Weg zu sicheren und gesunden Arbeitsbedingungen. Im Fokus steht die individuelle Beratung, vorzugsweise vor Ort.
Praxisgerechte Empfehlungen und Unterlagen ergänzen das Angebot. Fester Bestandteil ist das jährliche Themenheft. Ausgabe 14 widmete sich der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) der Kategorie III.
Ein bedeutender Schritt im Berichtsjahr war die Einführung der digitalen Austauschplattform ILIAS. Sie ermöglicht den Betrieben Zugriff auf Vorlagen zu Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen und Unterweisungshilfen. Die Betriebe können diese Materialien bearbeiten und für den weiteren Austausch strukturiert und datensicher hinterlegen.
Besonderes Augenmerk galt 2024 zudem der Qualifizierung der Beschäftigten zur sicheren Verwendung von Arbeitsmitteln. Die Umsetzung orientiert sich an der Technischen Regel für Betriebssicherheit (TRBS 1116). Dabei berücksichtigt der STD vorhandene Kompetenzen, Erfahrungen und Qualifikationen.
Schulungseinheiten und gezielte Beratung unterstützen die Betriebe bei der Umsetzung.
Tätige der Land- und Forstwirtschaft sowie des Gartenbaus kommen regelmäßig mit biologischen Arbeitsstoffen wie Viren, Bakterien und Pilzen sowie mit biogenen Stoffen wie Pollen, Pflanzensäfte bzw. -härchen, Tierhaare oder Federn in Kontakt.
2024 entwickelten wir mehrere Informationsschriften und Praxishilfen zu aktuellen Themen, um Maßnahmen zum Gesundheitsschutz abzuleiten.
Herausforderung Klimawandel
Den Arbeits- und Gesundheitsschutz stellt insbesondere der Klimawandel vor neue Herausforderungen: Klimatische Veränderungen machen sich in Form von Extremwettern bemerkbar und haben auf Flora und Fauna Auswirkungen.
Eine Übersicht über die Gefährdungen sowie Hilfestellung bei einer Gefährdungsbeurteilung bietet die neue Information Klimawandel und Gesundheitsschutz – Biologische Gefährdungen:
Vorsicht vor der Asiatischen Hornisse
Besonders im Fokus stand im Berichtsjahr die Asiatische Hornisse. Die Klimaerwärmung begünstigt die Ausbreitung invasiver Arten in Deutschland, zu denen auch die Asiatische Hornisse gehört.
Das Insekt stellt ein ernstzunehmendes Risiko für Beschäftigte dar, die an Bäumen, Hecken oder Büschen arbeiten: Ihre Stiche können unter Umständen allergische Reaktionen auslösen bis hin zu einem anaphylaktischen Schock. Daher stellten wir Informationsmaterial, eine arbeitsplatzbezogene (situative) Gefährdungsbeurteilung sowie eine Muster-Betriebsanweisung bereit.
Gesundheitsschutz beim Hanf-Anbau
Hanf bietet vielversprechende Möglichkeiten für eine nachhaltige Wirtschaftsweise.
Der Anbau von Nutzhanf für nicht-medizinische Zwecke erfolgt durch Landwirtinnen und Landwirte auf Freiflächen. Unternehmen, die Cannabispflanzen zu medizinischen Zwecken anbauen, können aber auch bei uns versichert sein.
An Arbeitsplätzen können gesundheitliche Probleme wie allergische Beschwerden auftreten. Bei der Produktion von beispielsweise Fasern sind neben organischem Staub aus Pflanzenteilen unter anderem Gefährdungen zu Bio- und Gefahrstoffen zu berücksichtigen.
Mehr dazu steht in der 2024 erstellten Praxishilfe Gesundheitsschutz beim Anbau von Cannabis-Pflanzen.
„Wer in Qualifizierung für sich und seine Mitarbeitenden investiert, legt das Fundament für sichere, gesunde und erfolgreiche Betriebe. Wir unterstützen unsere Versicherten mit unseren Seminaren dabei gern.“
Thomas Schröder, Mitglied des Vorstandes
Kompetente Fachkräfte in der Grünen Branche zeichnen sich durch Fachwissen und die Fähigkeit aus, Wissen, Fertigkeiten und Erfahrungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz situationsgerecht anzuwenden.
Als Unfallversicherungsträger haben wir die gesetzliche Verpflichtung, im Arbeits- und Gesundheitsschutz aus-, fort- und weiterzubilden.
Breites Seminarangebot für die Praxis
Neben der Qualifizierung von Fachkräften für Arbeitssicherheit und Sicherheitsbeauftragten bieten wir ein breites Portfolio an Fachthemen für die Versicherten an. Von Arbeitssicherheit in der Grünpflege über den Umgang mit Konfliktsituationen bis zum unfallfreien Umgang mit Nutztieren steht eine Vielzahl von Seminaren und Vorträgen sowohl in Präsenz als auch online für Führungskräfte, Unternehmer und Beschäftigte zur Verfügung.
Verschiedene Zugangswege und didaktische Methoden bieten für jeden Lerntyp Wege, seine Kompetenzen im Arbeits- und Gesundheitsschutz zu erweitern.
Mit unserem jährlich aktualisierten Seminarangebot stellen wir weitere Bausteine für präventives Arbeiten bereit. Der PDCA-Zyklus (Planen, Umsetzen, Prüfen, Handeln) kann für den wirtschaftlichen Erfolg unserer Betriebe mit diesem Mehrwert „gefüllt“ werden. Denn nur arbeitsfähige und gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen zum Erfolg bei.
Mehr Sicherheit durch Tierverständnis
Die Auswertung der Unfallstatistik in der Tierhaltung zeigt: Der Umgang mit Rindern birgt erhebliche Risiken.
Mit praxisnahen Seminaren unter dem Titel Rinder besser verstehen haben wir ein Weiterbildungsangebot entwickelt, das Tierhaltern – vom Betriebsleiter bis zur mitarbeitenden Person – Handlungsempfehlungen an die Hand gibt.
Die meist eintägigen Veranstaltungen kombinieren theoretisches Wissen mit Praxis und werden regional auf landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt.
Ziel ist es, Tierverhalten besser zu verstehen, um so gefährliche Situationen zu vermeiden. Ein Garant des Erfolgs: unsere speziell ausgebildeten und regelmäßig fort- gebildeten Rindertrainerinnen und Rinder- trainer, die ihr Fachwissen praxisnah und anschaulich vermitteln. Mit 72 Seminaren und
1.251 Teilnehmen in 2024 setzten wir ein starkes Zeichen für mehr Sicherheit, Tierwohl und Kompetenz.
Aus der Seminarstatistik 2024
Maßnahme | Teilnehmende |
---|---|
Seminare und Vorträge inkl. Online-Angebote | 73.960 |
davon | 47.722 |
für Unternehmer und Führungskräfte | 22.972 |
für Sicherheitsbeauftragte | 1.943 |
für Fachkräfte für Arbeitssicherheit | 927 |
für Betriebsärzte | 396 |
"Die Aufsichtspersonen unterstützen die Versicherten in direktem Kontakt dabei, gesundheitsfördernde Lebenswelten zu schaffen. Durch eine qualitative Ausbildung und Beratung gelingt es, Arbeitsabläufe zu optimieren, Belastungen zu verringern und die allgemeine Gesundheit zu verbessern.“
Claudia Lex, Mitglied der Geschäftsführung
Auch 2024 stellte die Ausbildung neuer Aufsichtspersonen einen wesentlichen Baustein für die nachhaltige Sicherung unserer Präventionsarbeit in der Grünen Branche dar.
Durch eine duale Ausbildung – bestehend aus theoretischen und praktischen Lehrgängen sowie intensiven Hospitationen im Außendienst – wurde 27 Kolleginnen und Kollegen ein fundierter Einstieg in ihre verantwortungsvolle Tätigkeit als Aufsichtspersonen (AP I und AP II) ermöglicht.
Davon wurden drei Kollegen für den Sicherheitstechnischen Dienst als AP II ausgebildet.
Mit praxisnahen Exkursionen und modernen digitalen Lernformaten wurde die Ausbildung im Berichtsjahr weiter aufgewertet: 14 der 27 internen Lehrgänge finden in digitaler Form
statt, die anderen 13 Lehrgänge werden in Präsenz an unterschiedlichen Bildungsstätten und DEULA-Schulen durchgeführt. Die Präsenzlehrgänge sind mit Praxistagen und Exkursionen kombiniert, was bei den Teilnehmenden sehr positiv bewertet wird.
Der kontinuierlich hohe Bedarf und das große Interesse spiegeln sich auch in der Zahl von 30 neuen Kolleginnen und Kollegen wider, die im Herbst 2024 ihre Qualifizierung begonnen haben.
Das nehmen wir ebenfalls zum Anlass, die Lehrpläne, die Methodik und Didaktik unserer AP-Ausbildung künftig weiterzuentwickeln.
„Das Klima interessiert sich nicht für Diskussionen darüber, ob es den Klima- wandel gibt oder nicht. Es verändert sich, wir alle müssen uns darauf einstellen und für die Anpassung der Arbeitsbedingungen sorgen.“
Kathleen Kleinsorg, Mitglied des Vorstandes
Der Klimawandel bringt steigende Temperaturen und stärkere UV-Strahlung mit sich – insbesondere bei Tätigkeiten im Freien birgt das erhebliche Gesundheitsrisiken.
In der Politikwerkstatt des BMAS wurden bestehende Schutzmaßnahmen beleuchtet und die Notwendigkeit weiterer Verbesserungen diskutiert. Ziel ist es, den Arbeits- und Gesundheitsschutz langfristig zu stärken.
Wir haben an der Politikwerkstatt teilgenommen und unsere Fachexpertise eingebracht, um praxistaugliche Lösungen mitzugestalten.
Prävention bleibt zentrales Anliegen
Seit Einführung der Berufskrankheit Nr. 5103 im Jahr 2014 ist die Bedeutung des Themas Hautkrebs unbestritten. Plattenepithelkarzinome sowie multiple aktinische Keratosen, ausgelöst durch langjährige UV-Einstrahlung, stellen für alle in der Grünen Branche Tätige ein dauerhaft hohes Risiko dar.
Die Zahl der jährlich eingehenden Verdachtsanzeigen bei der SVLFG liegt mit 2.407 in 2024 weiterhin auf einem hohen Niveau.
Um diesem relevanten Risiko zu begegnen, intensivieren wir stetig die Präventionsarbeit. Im Fokus stehen breit angelegte Informationskampagnen über Presse, Social Media für Saisonarbeitskräfte, Filme und Interviews sowie die Bereitstellung praxisnaher Unterweisungshilfen – etwa durch die Infobox
Hitze- und Sonnenschutz. Ergänzt wird dies durch Präventionsangebote direkt in den Betrieben: Gesundheits- und Sicherheitstage, Vorträge, Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Betriebsberatungen. Wir setzen zudem auf die Förderung bewährter Schutzmaßnahmen durch Zuschussaktionen und die Präsentation guter Praxis aus den Branchen – unter anderem bei Präventionsmessen.
Maßnahmen zum Hitze- und Sonnenschutz 44.131 € Fördersumme
Maßnahme | |
---|---|
Sicherheits- und Gesundheitstage themenbezogen realisiert | 90 |
Beratungen zum Hitze- und Sonnen- schutz durchgeführt | 4.008 |
Abrufe der Infobox zum Hitze- und Sonnenschutz | 1.150 |
Geförderte Anträge für UV-/ Hitzeschutzprodukte | 331 |
„Wo Gesundheit Teil der Unternehmenskultur ist, profitieren alle – Mensch und Betrieb. Die SVLFG stärkt Prävention weiter als festen Bestandteil des Arbeitsalltags und unterstützt Betriebe konsequent auf diesem Weg.“
Stephan Neumann, alternierender Vorsitzender der Vertreterversammlung
Unser Abschnitt Gesunde Arbeit unterstützt Betriebe und Versicherte der Grünen Branche, Gesundheit und Arbeitsfähigkeit langfristig zu erhalten.
Die Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Prävention häufiger arbeitsbedingter Erkrankungen und der Förderung gesundheitsgerechter Arbeitsbedingungen. Im Fokus stehen insbesondere folgende Themen:
- Rückengerechte Arbeitsweise und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
- Unterstützung bei der Durchführung der
- Gefährdungsbeurteilung Psychische Belastung sowie Schulung zur gesunden Arbeitsorganisation und zur Rolle von Führungskräften
- Gesundheitsgerechte Verpflegung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr im Arbeitsalltag
- Umsetzung des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM), auch bei minimalen betrieblichen Strukturen
- UV- und Hitzeschutz
Zur Umsetzung dieser Schwerpunkte stehen verschiedene Formate zur Verfügung. Diese reichen von betrieblicher Beratung über Schulungen und Workshops bis hin zu digitalen Lernmodulen, Informationsmaterialien und Gesundheitstagen.
Die Maßnahmen sind praxisnah, zielgruppengerecht und orientieren sich an den realen Arbeitsbedingungen der Grünen Branche. Sie richten sich sowohl an Einzelpersonen als auch an betriebliche Strukturen und werden von eigenen Fachkräften oder Dienstleistern im Auftrag durchgeführt.
Maßnahmen Gesunde Arbeit 2024
Maßnahme | Teilnehmende |
---|---|
Sicherheits- und Gesundheitstage im Betrieb | 4.520 |
Vorträge (Online und Präsenz) | 1.874 |
Schulungen (Online und Präsenz) | 1.088 |
Aktivwerkstatt Rücken | 514 |
Ernährungsworkshops | 191 |
Arbeitsmedizinische Vorsorge
Die arbeitsmedizinische Vorsorge dient der individuellen Aufklärung über Gesundheitsrisiken und der Früherkennung arbeitsbedingter Erkrankungen.
In einem Forschungsprojekt mit der Hochschule Fulda wurden darüber hinaus Potenziale telemedizinischer Betreuung untersucht. Ziel war es, die arbeitsmedizinische Versorgung in strukturschwachen Regionen zu verbessern. Die Ergebnisse zeigen, dass telemedizinische Angebote wie Beratungen oder Teile der Vorsorge die Erreichbarkeit und Versorgungs- qualität deutlich erhöhen können.
Wir nutzen diese Erkenntnisse, um Informations- und Unterstützungsangebote weiterzuentwickeln.
Die BGF-Koordinierungsstelle hat 583 Beratungen zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz in 2024 durchgeführt.
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- Gesunde Arbeit
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0561 785-10010 0561 785-219070
Landwirtschaft
Umsetzung GDA-Ziele auf Kurs
Im Berichtsjahr setzten wir unsere aktive Partnerschaft in der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) fort.
Diese bundesweite Initiative wird getragen von Bund, Ländern und Unfallversicherungsträgern. Sie verfolgt seit dem Jahr 2020 das Ziel, den Arbeitsschutz in Deutschland durch abgestimmte Maßnahmen und enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern nachhaltig zu stärken.
Im Fokus stehen die Gefährdungsbeurteilung und Arbeitsprogramme in den Handlungsfeldern Muskel-Skelett-Belastungen, psychische Belastungen sowie der sichere Umgang mit krebserzeugenden Gefahrstoffen. Erfreuliche Zwischenbilanz: Bis Ende 2024 konnten bereits rund 70 % der für den Gesamtzeitraum geplanten Maßnahmen erfolgreich realisiert werden.
Henner Braach, alternierender VorstandsvorsitzenderDurch die intensive Zusammenarbeit in der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie stärken wir nachhaltig und branchenübergreifend den Arbeits- und Gesundheitsschutz.“
Prävention kennt keine Grenzen
Im Sommer 2024 nahmen unsere Präventionsexperten an der Unfallverhütungstagung der Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) teil. Der fachliche Austausch im Rahmen der länderübergreifenden Kooperation bietet wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der Präventionsarbeit. Im Fokus der Tagung standen der betriebliche Brandschutz sowie die sichere Nutzung landwirtschaftlicher Fahrzeuge im Straßenverkehr. Hierbei handelt es sich um Themen, die in der Schweiz und in Deutschland hohe Relevanz besitzen.
TOP 10 der Unfallgegenstandsgruppen in 2024
Unfallgegenstandsgruppen | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Nutztiere | 6.774 | gesunken um 20 |
Wege im Freien | 3.362 | gesunken um 175 |
Wege in/an Gebäuden | 2.752 | gesunken um 40 |
Traktoren | 1.840 | getiegen um 67 |
Werkzeuge/Geräte ohne Fremdantrieb | 1.583 | gesunken um 1 |
Leitern/Aufstiege | 1.022 | gleich geblieben |
Anhänger | 1.048 | gestiegen um 38 |
Bauliche Anlagen und Einrichtungen | 1.007 | gestiegen um 9 |
Stalleinrichtungen | 842 | gestiegen um 9 |
Handgeführte, angetriebene Geräte | 758 | gestiegen um 103 |
Meldepflichtige Unfälle in 2024 in den Untergruppen innerhalb der Branche Landwirtschaft
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Tierhaltung | 14.467 | gesunken um 371 |
Allgemeine Arbeiten | 11.717 | gesunken um 330 |
Pflanzenbau | 5.775 | gestiegen um 443 |
Tödliche Unfälle in 2024 in den Untergruppen innerhalb der Branche Landwirtschaft
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Tierhaltung | 24 | gestiegen um 2 |
Pflanzenbau | 18 | gesunken um 9 |
Allgemeine Arbeiten | 12 | gesunken um 12 |
Sondererhebung Mehrachstraktoren
Die im Zeitraum November 2022 bis Oktober 2023 durchgeführte Sondererhebung Sicherheit von Traktoren liefert Erkenntnisse zu 1.222 Traktorunfällen – darunter 18 tödliche. Hintergrund der Erhebung ist die nach wie vor hohe Zahl schwerer und tödlicher Unfälle mit land- wirtschaftlichen Zugmaschinen. Die Analyse bestätigt drei Unfallschwerpunkte:
- Auf- und Absteigen
- Umstürze
- Überfahren- oder Überrolltwerden.
Bei Umstürzen besteht ein deutlich erhöhtes Risiko bei Fahrten bergab oder quer zum Hang. Schmalspurtraktoren mit geringer Spurweite sind besonders auffällig. In fast allen tödlichen Umsturzfällen wurde das vorhandene Gurtsystem nicht genutzt.
Beim Unfalltyp Überfahren-/Überrolltwerden sind in 90 % der tödlichen Fälle die Fahrer selbst betroffen – oft, weil der Traktor ohne angezogene Feststellbremse in Bewegung gesetzt oder vom Boden aus gestartet wurde. Weitere Details, etwa zur technischen Ausstattung oder zur Nutzung von Gurtsystemen, ermöglichen eine gezielte Präventionsstrategie.
Sebastian Dittmar, Branchenreferent LandwirtschaftMit der Sondererhebung ist es gelungen, bislang unbeachtete Details sichtbar zu machen – ein entscheidender Schritt für eine gezielte und wirksame Prävention im Umgang mit Traktoren.
Forschungsprojekt
Anwenderexposition innerhalb geschlossener Traktorkabinen bei Pflanzenschutzarbeiten (KabExpo)
Der Gesundheitsschutz beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln steht zunehmend im Fokus. Technische Maßnahmen sind – dem S.T.O.P.-Prinzip folgend – den persönlichen Maßnahmen wie Persönlicher Schutzausrüstung vorzuziehen.
Mit dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und dem Julius-Kühn-Institut kam 2024 ein mehrjähriges Forschungsprojekt zur Anwenderexposition innerhalb geschlossener Traktorkabinen bei Pflanzenschutzarbeiten (KabExpo) zum Abschluss. In vier groß angelegten Messkampagnen wurden unter Praxisbedingungen Traktoren mit Kabinen der Kategorien 1 und 4 sowie sogenannte 2*-Kabinen untersucht. Die Exposition wurde mit Hilfe von Dosimetern, Schutzanzügen, Handschuhen und Aerosolprobenahmepumpen analysiert. Zusätzlich wurden Labormessungen zur Filtereffizienz durchgeführt, um die Wirksamkeit der Belüftungssysteme zu beurteilen.
Wesentliche Ergebnisse: Die Untersuchungen zeigten: Schon eine Kabine der Kategorie 2* bietet wirkungsvollen Schutz vor dermaler und inhalativer Exposition beim Ausbringen von PSM, vorausgesetzt Türen und Fenster der Kabine sind geschlossen und die Klimaanlage ist eingeschaltet. Bei intensivem Einsatz von PSM zum Beispiel in Lohnunternehmen sollten vorzugsweise Maschinen mit Kabinen der Kategorie 4 eingesetzt werden, da hier die Studie zu den geringsten Expositionen kommt.
Die Studie betont die Bedeutung des konsequenten Tragens zertifizierter Arbeitskleidung und des An- und Ablegens Persönlicher Schutzausrüstung vor und nach den jeweiligen Tätigkeiten. Des Weiteren konnte eine auffällige Kontamination beim Verlassen der Kabine durch die Handläufe ermittelt werden. Das Verhalten der Fahrenden beeinflusste damit die Exposition stärker als die Kabinenkategorie selbst.
Ingo Steitz, Mitglied des VorstandesDie Studie KabExpo zeigt eindrucksvoll, dass geschlossene Schlepperkabinen einen wirksamen Schutz bieten – selbst unter realistischen, nicht idealisierten Bedingungen.
Personenerkennungssysteme einsetzen
Seit Jahrzehnten setzen wir uns dafür ein, gute Sicht beim Fahren mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zu erreichen und so gefährliche Situationen frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden
Im Berichtsjahr konnte in enger Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft Bauwirtschaft ein bedeutender Fortschritt erzielt werden: der Einsatz kamerabasierter Personenerkennungssysteme. Im Unterschied zu herkömmlichen Rückfahrkameras, die lediglich das Sichtfeld hinter dem Fahrzeug abbilden, gehen Systeme mit Personenerkennung einen Schritt weiter: Sie erkennen Personen in nahezu jeder Körperhaltung und Bewegung – und das in Echtzeit. Durch optische und akustische Signale wird die Fahrerin oder der Fahrer unmittelbar vor drohenden Gefahren gewarnt. So kann ein Zusammenstoß mit Personen, etwa beim Rückwärtsfahren oder Ran- gieren, verhindert werden.
Ein Meilenstein in der Bewertung dieser Technik ist der von der BG BAU entwickelte Prüfgrundsatz GS-BAU-71. Dieser wurde als technisch geeignet für den Einsatz in der Grünen Branche eingestuft. Diese Anerkennung bildet die Basis dafür, dass kamerabasierte Personenerkennungssysteme nun auch gezielt in landwirtschaftlichen Betrieben gefördert werden können. Durch das Anreizsystem haben versicherte Betriebe die Möglichkeit, von Förderungen zu profitieren und gleichzeitig in ein deutlich höheres Maß an Sicherheit zu investieren.
Normung
Sichtfelder von Arbeitsmaschinen
Eine gute Sicht aus selbstfahrenden Arbeitsmaschinen ist wichtig für die Maschinensicherheit. Um die Sichtfelderfassung systema- tisch zu verbessern, wurde eine europäische Projektgruppe ins Leben gerufen, die Verfahren zur Erfassung und Bewertung von Sichtfeldern entwickelt – mit besonderem Fokus auf selbstfahrende Arbeitsmaschinen. Unsere Präventionsexperten bringen in diesem Gremium ihre Fachkompetenz ein. Ziel ist es, eine europaweit gültige Norm zu schaffen, die klare Anforderungen an das Sichtfeld dieser Maschinen definiert. Damit wird künftig zwischen ausreichender und unzureichender Sicht im Arbeitsprozess unterschieden. Ist das Sichtfeld nach neuer Norm nicht ausreichend, können gezielte technische Maßnahmen – wie bildgebende Systeme mit Personenerkennung, zusätzliche Spiegel oder konstruktive Anpassungen – notwendig werden.
Frontlader im Fokus
Zum 30. April 2024 hat die EU-Kommission einen Anwendungswarnvermerk zur Norm EN 12525 für Frontlader veröffentlicht. Damit kann diese Norm nicht mehr uneingeschränkt als Nachweis für die Einhaltung grundlegender Sicherheitsanforderungen herangezogen werden. Besonders bei Traktor-Frontlader- Kombinationen, die für das Handling stapelbarer Stückgüter wie Großballen oder Obstkisten verwendet werden, besteht ein erhebliches Risiko durch herabfallende Gegenstände auf den Fahrerplatz. Geeignete Frontlader- Werkzeuge allein bieten keinen ausreichen- den Schutz – insbesondere bei vorhersehbarer Fehlanwendung. Präventionsziel ist es, das Verletzungsrisiko für den Fahrer zu reduzieren. Erreicht werden kann dies durch Schutzmaß- nahmen: Einsatz von Fahrerkabinen oder 4-Pfosten-Umsturzschutzvorrichtungen (USV) oder zusätzlichen Schutzstrukturen wie dem Operator Protective Guard (OPG).
Wir bringen diese Expertise in die Überarbeitung der Sicherheitsnorm ein, um mit den europäischen Partnern zeitgemäße und praxisnahe Sicherheitsanforderungen zu definieren.
Marc Löwer, Fachreferent NormungNormen definieren Anforderungen zur Sicherheit und zum Stand der Technik. Wenn EU-Richtlinien auf sie verweisen, sind sie rechtsverbindlich. Normung ist ein Schwerpunkt in der Präventionsarbeit.“
Lehrgang Sichere Maschinen und Branchenlehrgang Landwirtschaft
Im Rahmen der AP-Ausbildung
In der Ausbildung neuer Aufsichtspersonen in der SVLFG nimmt die Landwirtschaft eine zentrale Rolle ein. Ausbildungsmodule wie der Lehrgang Sichere Maschinen sowie der Branchenlehrgang Landwirtschaft bereiten die Teilnehmenden auf die spezifischen Anforderungen vor. Der Lehrgang Sichere Maschinen 2024, der in Kooperation mit der DEULA Nienburg durchgeführt wurde, überzeugte durch eine ausgewogene Kombination aus Theorie und Praxis.
Im anschließenden Branchenlehrgang Landwirtschaft standen unter anderem die Themen Pferdehaltung, Erntemaschinen, Traktoren, Biogas sowie Weinbau im Fokus. Ein Highlight war der Besuch bei der Firma Claas in Harsewinkel: Im modernen Trainingscenter konnten die Teilnehmenden theoretisches Wissen in die Praxis übertragen.
Prävention für Binnenfischereibetriebe
In 2024 haben wir das Informations- und Weiterbildungsangebot für versicherte Binnenfischereibetriebe erweitert, um Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für diese Zielgruppe zu fördern.
Auf unserer neuen Internetseite für die Binnenfischerei bündeln wir Gefährdungen und Schutzmaßnahmen in der Binnenfischerei sowohl im Wasser als auch an Land und bieten praxisnahe Unterstützung. Auch in der Ausgabe 3/2024 des Mitgliedermagazins Alles SVLFG informierten wir mit dem Beitrag "Vor dem Ernstfall schützen" exklusiv über Gefährdungen im Berufsalltag und geeignete Schutzmaßnahmen – von sicheren Laufwegen über den Umgang mit Gefahrstoffen bis hin zur Nutzung von PSA.
Am 12. März 2024 fand der Online-Vortrag "Sicher und gesund arbeiten in der Binnenfischerei" statt. Der dreistündige Fachvortrag vermittelte Wissen zur Gefährdungsbeurteilung und zu konkreten Präventionsmaßnahmen. Das praxisnahe Format stieß auf positive Resonanz und wird künftig jährlich angeboten. Zudem wurde ein neues Präsenzseminar "Sicher und gesund arbeiten mit der Rettungsweste" konzipiert. Es startet 2025 und richtet sich an Mitarbeitende und Führungskräfte aus Betrieben mit Ertrinkungsgefahr – insbesondere der Binnenfischerei.
Tierhaltung
Umsetzung VSG 4.1 im Fokus
Im Berichtsjahr rückte der sichere Umgang mit Rindern in den Mittelpunkt. Am 1. April 2024 traten wichtige Änderungen in der Unfallverhütungsvorschrift Tierhaltung − VSG 4.1 in Kraft: Rinder müssen für Behandlungen oder Besamungen von der Gruppe getrennt und sicher fixiert werden. Alternativ können alle Rinder einer Gruppe in einem Fangfressgitter fixiert werden. Deckbullen in Milchviehherden sind nun im Stall in einer separaten Box unter- zubringen. Ausnahmen gelten für Jungvieh und in der Mutterkuhhaltung. Mit einer Post- karte verwiesen wir auf die Frist zur Durchführung der in der VSG 4.1 definierten Neuerungen.
Wir begleiteten diesen Meilenstein mit einem breit angelegten Informations- und Schulungsangebot:
- Vorträge: Der Schwerpunkt lag auf der praktischen Anwendung der VSG 4.1.
- Online-Seminare: Spezielle Online-Veranstaltungen fokussierten die Neuerungen und die Implementierung der VSG 4.1.
- Präsenzseminare: 1.359 Versicherte wurden in 79 Seminaren Sicherer Umgang und Treiben von Rindern und zu den Anforderungen der VSG 4.1 geschult.
- Veranstaltungen: Auf Messen wie der EuroTier war die Umsetzung der VSG 4.1 ebenfalls Thema. Dort demonstrierten wir den Einsatz einer Fangeinrichtung mit Halsfangrahmen und Schwenkgitter.
Angela Sehn, Mitglied des VorstandesEs ist erfreulich zu sehen, dass die Unfallzahlen in der Tierhaltung beständig zurückgehen. Ein klares Zeichen dafür, dass die langfristig angelegte Präventionsarbeit Wirkung zeigt.“
TOP 5 der meldepflichtigen Unfälle in der Branche Tierhaltung in 2024
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Tierhaltung | 12.520 | gesunken um 360 |
Unterhaltungsarbeiten an Maschinen/Geräten/Fahrzeugen | 1.060 | gestiegen um 69 |
Allgemeine Arbeiten | 482 | gesunken um 52 |
Feld/Kulturarbeit inkl. Garten, Weinberg, Sonderkultur | 159 | gesunken um 9 |
Bauarbeiten | 133 | gestiegen um 17 |
Tödliche Unfälle in der Branche Tierhaltung in 2024
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Tierhaltung | 17 | gestiegen um 5 |
Unterhaltungsarbeiten an Maschinen/Geräten/Fahrzeugen | 3 | gesunken um 2 |
Bauarbeiten | 3 | gleichgeblieben |
Allgemeine Arbeiten | 1 | gleichgeblieben |
Projekt Sichere Rinderhaltung
Das von der SVLFG geförderte Projekt Sichere Rinderhaltung – Fokus Bullenbox, Abkalben und Verbringen von Rindern der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der LMU München und des Tiergesundheitsdienstes Bayern zielt auf die Reduktion von Gefährdungen und die Verbesserung der Arbeitssicherheit.
Während der Laufzeit von 12/2023 bis 9/2025 stehen der Umgang mit Deckbullen, die Abkalbung sowie das Verbringen und Verladen von Rindern im Fokus.
Ziel ist die Entwicklung praxisnaher, (teil-) automatisierter Lösungen sowie baulicher und organisatorischer Anpassungen im Stall. Dabei helfen Erkenntnisse aus Tierverhalten und Sinnesphysiologie, Arbeitsabläufe sicherer und stressärmer zu gestalten, und sollen in die Arbeit mit einbezogen werden. Mit Praxisbetrieben und Herstellern werden Maßnahmen entwickelt, erprobt, dokumentiert und evaluiert.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sollen in der gängigen Fachliteratur der betrieblichen Praxis zur Verfügung gestellt werden. Für Weiterbildungsmaßnahmen sollen Konzepte für Schulungen erstellt werden. Neu ent- wickelte Checklisten helfen bei der Selbstkontrolle der betriebsindividuellen Haltungsbedingungen der Deckbullen und peripheren Kühe. Die Projektergebnisse aus den Teilthemen Abkalben und Verbringen fließen in eine Beispielmappe sowie ein webbasiertes Kompendium ein.-
Dr. Florian Heuser, stellvertretender Leiter des Bereichs PräventionMit unseren Präventionsmaßnahmen stärken wir die Sicherheit der Tierbetreuerinnen und Tierbetreuer nachhaltig. Wissen schützt.“
Normungsarbeit
Die Norm ISO 4254-19 definiert Sicherheitsanforderungen für Futtermisch- und Einstreumaschinen in der Tierhaltung. Unsere Normungsarbeit hat das Ziel, durch Schutzmaßnahmen das Risiko von Verletzungen bei Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten zu reduzieren. Das betrifft insbesondere den Wechsel von Misch- und Schneidwerkzeugen. Gleichzeitig wird Wert auf eine ergonomische Gestaltung des Zugangs zum Mischbehälter gelegt, um Wartungsprozesse sicherer und praktikabler zu machen. Ein weiterer Aspekt der Norm sind Maßnahmen zur Brandvermeidung. Hierbei steht vor allem die Vermeidung von Staubablagerungen an heißen Teilen des Abgassystems im Fokus.
Im Zuge eines tödlichen Unfalls im Jahr 2022, bei dem ein Mann durch Stromschläge eines Elektrozauns ums Leben kam, soll die Norm DIN VDE 0131 Errichtung und Betrieb von Elektrozaunanlagen für Tiere überarbeitet werden: Elektrozauntore müssen künftig im geöffneten Zustand stromlos sein, die Einspeisung darf nur von der Torgriffseite erfolgen. Präventionsziel ist die Verhinderung von Stromunfällen. Zusätzlich wurde die in der Norm DIN EN IEC 60335-2-76 definierte maxi- male Impulsenergie (5 Joule bei 500 Ω) thematisiert. Da der reale Kontaktwiderstand variieren und zu höherer Energieabgabe führen kann, soll ein IEC Proposal − ein formeller Vorschlag zur Änderung der Norm − die zulässige Energie abhängig vom tatsächlichen Lastwiderstand neu regeln, um Unfälle durch zu hohe Energieübertragung zu vermeiden.
Darstellung für den sicheren Betrieb eines Elektroweidezauns mit Tor-Feder (Abbildung ohne Elektrozaungerät):
Für Pferde haltende Betriebe
Im Verhältnis zur Anzahl der Pferdehaltenden, die bei uns versichert sind, ist die Zahl und Schwere der gemeldeten Arbeitsunfälle hoch. Daher boten wir gezielt fünf Online-Vorträge für Pferde haltende Betriebe an:
- Unternehmerpflichten in der Pferdehaltung
- Unfallgeschehen und Umgang mit Pferden
- Verhalten und Sinneswahrnehmung von Pferden
- Bauliche Anlagen in der Pferdehaltung
- Ausrüstung für Pferd und Reiter
Engagement vor Ort
Im Rahmen des alternativen Unternehmermodells LUV-Modell boten wir wieder Auf- bau- und Fortbildungsseminare für Pferde haltende Betriebe an.
Wir schulten bundesweit die Auszubildenden zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Auch bei anderen Veranstaltungsformaten halten unsere Prä- ventionsexperten Vorträge zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Pferdehaltung, darunter zwei Lehrgänge am Hauptgestüt Graditz. Das positive Feedback der Teilnehmenden bestätigt unseren Ansatz, Wissen mit wertschätzendem Austausch zu verbinden:
Forst
Die Sicherheit beim Arbeiten im Schadholz stand auch im Jahr 2024 im Fokus der Forstprävention. Durch die trockenen und warmen Jahre ist der Anteil an Schadholz in den Wäldern sehr stark gestiegen. Mit fortschreitendem Zerfall der abgestorbenen Bäume können Arbeiten mitunter nicht mehr sicher durchgeführt werden. Daher ist eine differenzierte Ansprache des Zerfallszustands auf den Schadholzflächen notwendig.
Im Berichtsjahr veröffentlichten wir das Infoblatt zum Arbeiten und Betreten von Schadholzflächen. Es bietet eine fundierte Entscheidungshilfe zur Einschätzung der Situation vor Ort.
Entwicklung Unfallgeschehen in der Branche Forst
In den zurückliegenden vier Jahren ereigneten sich in der versicherten Forstbranche im Mittel 5.128 meldepflichtige Unfälle und 33 tödliche Unfälle. Die meldepflichtigen Unfälle nahmen um 5,6 % im Vergleich zum Vorjahr zu.
Werden die Schwankungen der Unfallzahlen in den letzten fünf Jahren betrachtet, ist keine Zu- oder Abnahme festzustellen.
Die Unfallzahlen scheinen zu stagnieren. Gründe hierfür können im an die Grenzen gekommenen Technikeinsatz und in der Tatsache gesehen werden, dass weiterhin viel zu oft Motorsägenarbeiten mit mangelnder Fachkunde im Wald verrichtet werden.
TOP 5 der meldepflichtigen Unfälle in der Branche Forst in 2024
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr | Spalte |
---|---|---|---|
Wald- und Forstarbeiten | 4.084 | gestiegen um 304 | Zelleninhalt |
Arbeiten im Haushalt und Hausgarten | 349 | gesunken um 43 | Zelleninhalt |
Unterhaltungsarbeiten an Maschinen/Geräten/Fahrzeugen | 312 | gestiegen um 44 | Zelleninhalt |
Allgemeine Arbeiten | 210 | gesunken um 9 | Zelleninhalt |
Gartenbau- und Landschaftspflegearbeiten | 97 | gestiegen um 17 | Zelleninhalt |
Tödliche Unfälle in der Branche Forst in 2024
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Wald- und Forstarbeiten | 32 | gesunken um 2 |
Unterhaltungsarbeiten an Maschinen/Geräten/Fahrzeugen | 2 | gestiegen um 2 |
Gartenbau- und Landschaftspflegearbeiten | 1 | gestiegen um 1 |
SVLFG auf der KWF-Tagung
Sicher und gesund zum Zukunftswald lautete unser Motto auf der KWF-Tagung vom 19. bis 22. Juni 2024 in Schwarzenborn.
Hier präsentierten wir bei Praxisvorführungen mit der DGUV die „Sichere Baumfällung unter besonderer Beachtung der Schadholzproblematik“. Darüber hinaus standen die Bestandsbegründung und Pflege aus Sicht des Arbeitsschutzes sowie seitens der DGUV die virtuelle Unterweisung und sicherer Hochsitzbau im Fokus. Ergonomie sowie die Wartung von Freischneiderwerkzeugen zur Vibrations- minderung konnten hautnah erfahren werden. In einer „Gesundheitsstraße“ führten die Präventionsexperten durch unsere Gesundheitsangebote und informierten zum Umgang mit belastenden Situationen, gesunder Ernährung, Stress bei der Arbeit und rückenschonendem Arbeiten.
In der spontanen Umfrage „Sind Motorsägen zu laut?“ wurde zudem das Meinungsbild der Standbesucher eingeholt. Es zeigt, dass sich viele Nutzerinnen und Nutzer durch den Lärm moderner Motorsägen gefährdet fühlen und es Handlungsbedarf gibt.
Frank Lauhöfer, alternierender Vorsitzender des Präventionsausschusses„Ergonomische Arbeitsmittel bei der Pflanzung sind ein entscheidender Faktor für rückenschonendes Arbeiten und damit für den Gesundheitsschutz der im Forst Tätigen.“
Präventionsmaßnahmen vor Ort
Auf zahlreichen Veranstaltungen, darunter Schadholzseminare, Forstsicherheitstage und regionale Messen, berieten wir bundesweit zu Arbeitsschutzmaßnahmen bei der Waldarbeit und Gesundheitsthemen.
Am 23. Mai informierten unsere Präventionsexperten im Lohnunternehmen Ostendorf in Cloppenburg über Prävention bei forstlichen Arbeiten. Sichere Fällverfahren im Schadholz präsentierten wir Anfang September in Potsdam bei einer Praxisvorführung mit dem Landesbetrieb Forst Brandenburg, dem Netzwerk der Forstunternehmen & Forsttechnik e. V. und dem Forstunternehmerverband Brandenburg e. V.
Dagmar Heyens, Mitglied des Vorstandes„Die Präventionsmaßnahmen zeigen, wie wichtig es ist, Sicherheit und Gesundheit im Forst zu fördern. Präventionstage sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie alle Beteiligten gemeinsam Verantwortung übernehmen.“
Normung
Die Norm EN ISO 11850 Forstmaschinen ist für den Arbeitsschutz und die Hersteller von zentraler Bedeutung, da sie die Sicherheitsanforderungen an selbstfahrende Forstmaschinen und Maschinen, die als Forstmaschinen konfiguriert sind, beschreibt. In Reaktion auf das Unfallgeschehen haben wir erforderliche Änderungen eingebracht, die Gefährdungen und Risikosituationen adressieren, darunter Anforderungen an Schutzeinrichtungen, Fernsteuerungen und elektronische Kontrollsysteme.
TOP 10 der Unfallgegenstandsgruppen in der Branche Forst in 2024
Unfallgegenstandsgruppen | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Baumteile (Stamm, Äste, Krone) | 1.336 | gestiegen um 14 |
Boden (natürlicher Untergrund, Wege) | 1.165 | gestiegen um 16 |
Maschinen und Geräte für Waldarbeit | 854 | gestiegen um 123 |
sonstige Holzrohstoffe | 265 | gesunken um 14 |
Pflanzen, Gewächse | 197 | gesunken um 4 |
Werkzeuge/Geräte ohne Fremdantrieb | 167 | gestiegen um 5 |
Traktor | 158 | gestiegen um 26 |
Holzspaltmaschine | 129 | gestiegen um 20 |
Anhänger | 70 | gesunken um 2 |
Kreissäge | 68 | gesunken um 5 |
Gartenbau
Entwicklung Unfallgeschehen
Mit positivem Trend - 8 % weniger Unfälle seit 2021
Im Zeitraum 2021 bis 2024 ist in der Branche Gartenbau ein erfreulicher Rückgang der meldepflichtigen Arbeitsunfälle zu verzeichnen. Die Zahl der Unfälle sank von 19.232 im Jahr 2021 auf 17.872 im Jahr 2024.
Mit einem Anteil von über 31 % an den meldepflichtigen Unfällen im Zuständigkeitsbereich der SVLFG bleibt der Gartenbau aber weiter eine unfallträchtige Branche.
Positiv ist, dass der Anteil tödlicher Arbeitsunfälle im Gartenbau sehr niedrig ist. Im Jahr 2024 machte dieser nur etwa 5,6 % aller der SVLFG gemeldeten tödlichen Arbeitsunfälle aus.
Die meisten Arbeitsunfälle traten im Arbeitsgebiet Gartenbau- und Landschaftspflegearbeiten (11.345 Unfälle) sowie bei allgemeinen Arbeiten (4.024 Unfälle) auf.
Ein Blick auf die unfallträchtigsten Arbeitsmittel zeigt, dass im Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2024 die Heckenschere mit 717 Unfällen an erster Stelle steht. Es folgen Bagger (252 Unfälle), der Winkelschleifer (242) und die Motorsäge (236).
Herbert Hüsgen, Mitglied des VorstandesTrotz erfreulichem Trend – jeder Unfall steht für ein Ereignis mit oft schwerwie- genden Folgen. Gemeinsam mit den Betrieben und Fachkräften für Arbeitssicher- heit setzen wir alles daran, die Sicherheitskultur im Gartenbau weiter zu stärken.“
TOP 5 der meldepflichtigen Unfälle in der Branche Gartenbau in 2024
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Gartenbau- und Landschaftspflegearbeiten | 11.345 | gesunken um 114 |
Allgemeine Arbeiten | 4.024 | gestiegen um 1 |
Feld-/Kulturarbeiten | 1.058 | gestiegen um 17 |
Bauarbeiten | 262 | gestiegen um 81 |
Tödliche Unfälle in der Branche Gartenbau in 2024
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Gartenbau- und Landschaftspflegearbeiten | 2 | gesunken um 5 |
Allgemeine Arbeiten | 1 | gesunken um 3 |
Bauarbeiten | 1 | gestiegen um 1 |
Unterhaltungsarbeiten an Maschinen, Geräten, Fahrzeugen | 1 | gestiegen um 1 |
Gemeinsam wachsen
Mit unserer Unterstützung standen auch 2024 Arbeits- und Gesundheitsschutz im Fokus des Landschaftsgärtner-Cups – des Berufswettbewerbes im Garten- und Landschafts- bau. Ziel ist es, die nächste Generation im GaLaBau nicht nur fachlich, sondern auch im Arbeits- und Gesundheitsschutz zu stärken.
Denn: Gute Ausbildung bedeutet auch, Sicherheit und Gesundheit von Beginn an mitzudenken. Sicherheit im Beruf beginnt mit dem ersten Ausbildungstag. In diesem Jahr war eine aktive Integration von Präventionsexpertise bereits bei der Entwicklung der Aufgaben möglich. SVLFG-Präventionsfachkräfte wirkten auch als Kampfrichter mit.
Ein Plus an Sichtbarkeit
Berufswettbewerbe bieten eine ideale Platt- form, um Arbeitsschutzthemen sichtbar zu machen – praxisnah, öffentlichkeitswirksam und direkt im Dialog mit Auszubildenden und Ausbildern.
Wir waren unter anderem beim Landesentscheid in Baden-Württemberg auf der Landesgartenschau in Wangen am 26. April sowie beim Bundesentscheid auf der internationalen Fachmesse GaLaBau in Nürnberg am 12. und 13. September 2024 beteiligt.
Mit dem Infostand unter dem Motto "Lass Dich nicht verbrennen" rückte insbesondere der UV- und Hitzeschutz in den Mittelpunkt – ein zentrales Thema für Arbeiten im Freien. Rund 300 Teilnehmende des Landesentscheides sowie zahlreiche Gäste informierten sich über Schutzmaßnahmen, Präventionstipps und ihre Rolle als künftige Sicherheitsbotschafter im Betrieb.
Bauhöfe im Fokus
Aktionen mit Signalwirkung
Die Anforderungen an kommunale Bauhofleitungen wachsen stetig – besonders im Spannungsfeld von Personalengpässen, finanziellen Herausforderungen und einer Vielzahl an Aufgaben. In dieser Verantwortung haben sie nicht nur die organisatorische Leitung, sondern auch eine zentrale Rolle für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten inne.
In Hessen und Niedersachsen haben wir im Berichtsjahr diese Leitungsebene gezielt angesprochen und durch Präventionsberatung, Schulungsangebote und praxis- nahe Veranstaltungsformate unterstützt.
Unsere Präventionsexperten stehen in engem Austausch – sowohl bei Unfalluntersuchungen und technischen Anpassungen als auch in der Alltagsberatung von Bauhofleitern, Fachkräften für Arbeitssicherheit, Betriebsärzten oder Sicherheitsbeauftragten, so wie bei der Stadt Frankfurt am Main, die über 820 versicherte Mitarbeitende beschäftigt.
Schwerpunkte liegen auf der Klärung von Verantwortlichkeiten, dem Stand der Technik sowie der rechtssicheren Gestaltung der sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Betreuung. Dafür setzten wir 2024 auf einen festen Ansprechpartner für alle Themen der Prävention im Gartenbau und ein maß- geschneidertes Schulungsangebot. Darunter waren Seminare zu UV-Schutz, Gefährdungsbeurteilungen, Friedhofssicherheit oder das Ausbildungsmodul Gartenbau für SiFas, das besonders kommunale Akteure nachfragen.
Drei weitere Aktionen sprachen die hessischen Bauhofleiter an: Neben den SVLFG-Infoständen auf dem Baumforum in Kriftel und auf dem DEULA-Bauhoftag in Witzenhausen war der Wissenstransfer beim zweitägigen Erfahrungsaustausch in Grünberg in Kooperation mit der Unfallkasse Hessen besonders gewinn- bringend. Fachvorträge behandelten Themen wie Gefährdungsbeurteilungen, sichere Maschinenparks oder Unfallschwerpunkte bei Baumarbeiten und Grünpflege. In Workshops testeten die Bauhofmitarbeitenden beispielsweise akkubetriebene Grünpflegegeräte und diskutierten ihre Erfahrungen.
Intensiver Austausch
Die Rückmeldungen zeigen: Die Bauhofleitungen schätzen die Nähe zur SVLFG, besonders den persönlichen Kontakt sowie die Stärkung der Zusammenarbeit mit Sicherheitsfachkräften. Gleichzeitig wurde deutlich, dass Gefährdungsbeurteilungen strukturiert und strategisch sein müssen – mit Zielvorgaben, um Bauhöfe personell, technisch und organisatorisch zukunftsfähig aufzustellen.
Jagd
Entwicklung Unfallgeschehen
449 meldepflichtige Unfälle in der Branche Jagd 2024
2024 kam es in der Branche Jagd zu einem Anstieg an meldepflichtigen Unfällen: Im Vergleich zum Jahr 2023 mit 410 Unfällen ereigneten sich im Jahr 2024 449 Unfälle, was einem Anstieg von 9,5 % entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr ist bei den tödlichen Unfällen ein weiteres Ereignis hinzugekommen (2024: 4).
Das Unfallgeschehen zeigt: Auch bei der Jagd ist eine zielgerichtete Präventionsarbeit notwendig. Ein Fokus lag daher im Berichtsjahr auf der Unfallverhütung bei der Arbeit an Hochsitzen: Hier ereigneten sich 72 meldepflichtige (2023: 58) mit 3 tödlichen Unfällen (2023: 0). Diese Informationen ermöglichen uns, ein maßgeschneidertes Seminarangebot anzubieten.
TOP 5 der meldepflichtigen Unfälle in der Branche Jagd in 2024
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Jagd | 374 | gestiegen um 52 |
Unterhaltungsarbeiten an Maschinen/Geräten/ Fahrzeugen | 28 | gestiegen um 4 |
Wald- und Forstarbeiten | 21 | gesunken um 1 |
Allgemeine Arbeiten | 11 | gesunken um 6 |
Tierhaltung | 9 | gesunken um 7 |
Tödliche Unfälle in der Branche Jagd in 2024
Arbeitsgebiete | Anzahl | Änderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Hochsitz | 3 | gestiegen um 3 |
Jagdwaffe (Langwaffe, Gewehr) | 1 | gleich geblieben |
Aktive Öffentlichkeitsarbeit
2024 veröffentlichten wir neben der Berichterstattung zum Hochsitzseminar sowohl einen mehrseitigen Fachartikel mit dem Schwerpunkt Erntejagd als auch eine Pressemitteilung mit dem Blick auf Schalldämpfer. Im Fachartikel betonten wir, dass Erntejagden für Jäger und Landwirte eine besondere Herausforderung mit erheblichen Sicherheitsrisiken sind. Klare Regeln unter Berücksichtigung der Unfallverhütungsvorschrift VSG 4.4 Jagd, Praxiserfahrung und eine gezielte Vorbereitung sind unumgänglich. Die Ausführungen wurden mittels Cartoons veranschaulicht. In der Pressemitteilung wiesen wir auf die für die Sicherheit der Schalldämpfer erforderliche Reinigung und Pflege hin und gaben Tipps zum richtigen Umgang.
Neue Jagdseite online
Auf der neuen Internetseite zum sicheren Jagdwesen finden Interessierte Tipps und klare Aussagen zur sicheren und gesunden Ausübung der Jagd und zur sicheren Arbeit im Revier. Neben Daten aus der Unfallstatistik sowie Informationen zu den wichtigen Themenbereichen stehen Praxiswissen für die eigene Sicherheit und weitere Angebote zum Download zur Verfügung.
Sicherer Hochsitzbau für Jägerinnen
2024 fanden zwei Seminare für Frauen in der Jägerschaft statt, die sich mit der Prävention von Unfällen beim Bau von jagdlichen Ansitzeinrichtungen befassten. Diese Veranstaltungen hatten zum Ziel, die Sicherheit und Gesundheit der Teilnehmenden zu fördern und gleichzeitig technisches Wissen über den Hochsitzbau zu vermitteln.
Zwölf Jägerinnen nahmen im Mai am Präventionsseminar in Mossautal/Hessen teil, das theoretische und praktische Aspekte des Hochsitzbaus behandelte. Sie bauten eine Ansitzleiter und einen Drückjagdbock, wobei der Fokus auf Sicherheitsaspekten und einem sicheren Kugelfang lag. Zudem erhielten sie Informationen zu Unfallstatistiken und Zoonosen, insbesondere Zeckenstichen.
In Zusammenarbeit mit der Kreisjägerschaft Cloppenburg führten unsere Jagdexperten im August in Lastrup/ Niedersachsen ein weiteres Seminar durch. Es beinhaltete einen Vortrag zu Unfallursachen und Sicherheitsvorkehrungen beim Hochsitzbau sowie praktische Übungen zur Sturzprävention und zu sicheren Holzverbindungen. Die Teilnehmerinnen bauten Ansitzleitern und erhielten eine digitale Checkliste zur Hochsitzprüfung. Beide Seminare stärkten das Sicherheitsbewusstsein und vermittelten praxisnahe Kenntnisse zur Unfallprävention. Die Teilnehmerinnen konnten so ihre Fähigkeiten im sicheren Bau von Hochsitzen erweitern.
Für Versichertengruppen
Frauen im Fokus
„Vorsorgen und heute schon an morgen denken: Genau dabei will die SVLFG Frauen in grünen Berufen künftig noch intensiver unterstützen.“
Juliane Vees, alternierende Vorsitzende der Vertreterversammlung
Bin ich fürs Alter finanziell abgesichert? Was ist im Falle einer Scheidung oder wenn der Ehemann stirbt? Kinder, Betrieb und die Pflege der Eltern oder Schwiegereltern – wie geht das zusammen?
Diese Fragen beschäftigen die Frauen in der Grünen Branche. Das ist das Ergebnis der Studie Die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland, die unter anderem vom Thünen-Institut durchgeführt wurde.
Die umfassende Information und die passgenaue Förderung dieser Zielgruppe hatten wir im Berichtsjahr besonders im Blick. In Umsetzung des vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages von Frauen in der Grünen Branche bezüglich ihrer sozialen Absicherung gefassten Beschlusses zur Beratung haben wir in enger Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern Maßnahmen ergriffen mit dem Ziel, aktiv auf die Frauen zuzugehen, um sie zu beraten und zu informieren. Die Fokusgruppe mit Mitgliedern unserer Selbstverwaltung ermöglichte einen hohen Praxisbezug.
Sonderausgabe für Frauen
So haben wir eine Sonderausgabe des Mitgliedermagazins Alles SVLFG unter dem Titel "Fokus Frau" mit Informationen zu allen Lebensphasen herausgegeben:
- Tipps und Hilfen für den Arbeitseinstieg
- Absicherung im Alter
- Services für Schwangere und Mütter
- Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
- Gesundheitsangebote, zum Beispiel Bewegungsprogramme für Seniorinnen und Senioren
- Gesundheitskurse
Auf unserer Internetseite findet sich eine spezielle Rubrik für Frauen. Sie fasst die zahlreichen Services für Frauen zusammen.
Eine Postkarte, die an die Zielgruppe vor Ort auf den Betrieben ausgegeben wird, weist auf die besondere Rubrik für Frauen hin. Um verstärkt auf unsere Angebote aufmerksam zu machen, entwickelten wir zudem Magnet-Pins in zwei Formaten mit motivierenden Botschaften.
Sie verweisen auf das Sondermagazin und die wichtigsten Angebote, darunter das Versichertenportal und die Krisenhotline.
Unter Tel. 0561 785-10020 wurde eine Beratungshotline zur Altersvorsorge neu eingerichtet.
Neu: Coaching- Programm
Frauen Mut zu machen und konkret dabei zu begleiten, Führungsaufgaben in der Landwirtschaft zu übernehmen: Das ist das Ziel unseres Coachings.“
Alexandra Schneider, alternierende Vorsitzende der Vertreterversammlung
Zusammen mit der Landwirtschaftlichen Rentenbank unterstützen wir bis Ende 2025 Frauen in der Grünen Branche mit einem Coaching-Programm.
Neben der betriebswirtschaftlichen Beratung zur Existenzgründung bzw. zum Aufbau neuer Betriebszweige, Selbstorganisation und Unternehmensführung geht es um Gesundheitsförderung und Prävention.
Ebenso stehen Beratungen zu geplanten Hofnachfolgen oder zu Umstrukturierungen bereit, um die Rolle der Unternehmerinnen zu stärken. Konzipiert ist das Coaching für Frauen, die in der Grünen Branche arbeiten oder dies planen. Es kann auch in Anspruch genommen werden, wenn die Existenzgründung bereits erfolgt ist sowie bei betrieblichen Veränderungen in den letzten fünf Jahren. Die organisatorische Abwicklung obliegt uns. Finanziert wird die Maßnahme aus dem Innovationsfonds der Rentenbank. Bis Ende 2024 sind rund 100 Anträge von Frauen bei uns eingegangen.
Frauen auch vor Ort im Fokus
Darüber hinaus begleiteten wir öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen zur Stärkung der Frauen in der Landwirtschaft.
Auf Messen verteilten wir Printmaterialien, um auf unsere Angebote hinzuweisen. Insbesondere präsentierten wir uns auf der Grünen Woche auf der Bühne des Forums für Moderne Landwirtschaft und diskutierten über die Situation auf den Betrieben. Beim 9. Netzwerktreffen der LandFrauen Württemberg-Hohenzollern in Schenkenzell referierte Christiane Mayer von der Stabsstelle Gesundheitsangebote zum Thema Auszeit für Körper & Seele − Stressbewältigung und Gesundheitsprävention.
Zudem war die Wanderausstellung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Studie Frauen.Leben.Landwirtschaft bei uns in Kassel zu Gast.
„Unser Programm AzubiAktiv – fit for green stellt die jugendlichen Auszubildenden in den Fokus, mit ihren Bedürfnissen und ihrer Lebenswelt. Prävention wird verständlich, praxisnah und erlebbar vermittelt. Und: Lernen darf Spaß machen!“ Jörg Eyermann, Mitglied des Vorstandes
Azubi Aktiv - Fit for green
Gesundheit gehört zur Ausbildung – und zwar von Anfang an. Mit dem Programm AzubiAktiv – fit for green unterstützen wir Berufsschulen darin, Gesundheitskompetenz im Unterricht der grünen Berufe zu verankern. Unsere bemerkenswerte Bilanz 2024: Mit 102 Workshops haben wir einen neuen Höchststand und Bestnoten in der Evaluation erreicht – ein deutlicher Beleg für den Erfolg dieses praxisnahen Präventionsangebots.
Inanspruchnahme steigt
Das Besondere: Unsere Workshops machen Gesundheit erlebbar. Themen wie Rückengesundheit, Ernährung, Resilienz und Stressmanagement treffen den Nerv der jungen Zielgruppe. Lehrkräfte der Berufsschulen erhalten didaktisch aufbereitete Materialien, Auszubildende erleben interaktive Einheiten mit Fachtrainerinnen und Fachtrainern. So wird Gesundheit vom Pflichtinhalt zur persönlichen Erfahrung.
Resilienz trainieren
Das neue Modul Resilienz – selbstwirksam werden erweiterte 2024 das Themenspektrum. Es vermittelt Auszubildenden Strategien zur Stärkung ihrer psychischen Widerstandskraft.
Ziel ist es, junge Menschen zu befähigen, Herausforderungen im Ausbildungs- und Berufsalltag aktiv und zuversichtlich zu meistern.
Besonders gefragt waren die Angebote in Sachsen mit 32 Workshops, gefolgt von Niedersachsen mit 26 und NRW mit 23 Workshops. Bewährt sind die Workshops bereits bei Lohnunternehmern, in der Ausbildung Landwirtschaft und Tierhaltung.
Weitere Ausbildungsberufe wie Pferdewirte, Landschaftsgärtner und Forstwirte zeigten großes Interesse – ein klares Zeichen: Das Programm wächst mit der Vielfalt der grünen Berufe.
Stark: AzubiAktiv überzeugt
Die Rückmeldungen bestätigen: Seminarleitung (Note 1,3) und Inhalte (Note 1,7) überzeugen.
Der hohe Praxisbezug, die Relevanz für den beruflichen Alltag und die persönliche Ansprache machen AzubiAktiv – fit for green zu einem geschätzten Bestandteil der Berufsausbildung. AzubiAktiv ist mehr als ein Workshopprogramm – es ist ein Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Ausbildung.
SO POSITIV BEURTEILEN AUSZUBILDENDE AZUBIAKTIV
Hohe Zufriedenheit, starker Praxisbezug, direkte Relevanz für ihren Arbeitsalltag: Das ist das Ergebnis einer Befragung unter Auszubildenden zum Programm AzubiAktiv – fit for green. Im Durchschnitt erhielt der Seminarinhalt eine Note von 1,7. Die Seminarleitung wurde mit einer Durchschnittswertung von 1,3 besonders gut eingeschätzt. Insgesamt wurden 889 Rückmeldungen ausgewertet.
Angehende Pferdewirte im Fokus
„Wenn wir wollen, dass junge Menschen mit Leidenschaft im Beruf bleiben, müssen wir ihnen eine Ausbildung bieten, die sie körperlich und mental stärkt. Gesunde Ausbildung ist kein Bonus – sie ist Voraussetzung.“
Britta Schumacher, Präventionsexpertin Pferdehaltung
Die Ausbildung im Beruf Pferdewirt ist für viele junge Menschen mit hohen körperlichen, psychischen und sozialen Belastungen verbunden. Das zeigen die Ergebnisse der SVLFG- Gesundheitsstudie mit über 2.600 befragten Auszubildenden der grünen Berufe – darunter 203 angehende Pferdewirte.
Besonders häufig genannt wurden Rückenschmerzen, starker Zeitdruck, Überlastung durch Schlafmangel sowie psychosoziale Belastungen. Eine zusätzliche Erhebung an der Berufsschule Münster bestätigte dies und ergänzte finanzielle Sorgen, mentale Überforderung und eine angespannte Atmosphäre in vielen Betrieben. Auch die Unfallstatistik zeigt, dass Auszubildende und junge Beschäftigte in der Pferdewirtschaft überdurchschnittlich häufig von Arbeitsunfällen betroffen sind – vor allem im Umgang mit den Tieren, der hohe Aufmerksamkeit und Fachwissen erfordert.
Projekt für eine gesunde Ausbildung
Vor diesem Hintergrund haben wir mit der Landwirtschaftskammer NRW als zuständiger Stelle für die Ausbildung im Beruf Pferdewirt und dem Berufsreiterverband ein bundesweit beachtetes Kooperationsprojekt auf den Weg gebracht. Ziel war es, die Ausbildungsbedingungen strukturell zu verbessern, Unfallrisiken zu minimieren und eine gesundheitsförderliche Ausbildungskultur zu etablieren.
Bereits die Sondierungsgespräche zeigten, dass die Herausforderungen nicht nur auf der Ebene der Auszubildenden zu lösen sind. Maßnahmen müssen auch gezielt bei Ausbilderinnen, Ausbildern und Führungskräften ansetzen. Neben ersten Workshops an Berufs- schulen mit dem Fokus auf Resilienz und Stressbewältigung rückten daher Seminare für angehende Pferdewirtschaftsmeisterinnen und Pferdewirtschaftsmeister sowie Ausbildende in den Fokus.
Ein Beispiel hierfür ist das Fachseminar AzubiAktiv – Ausbilder im Fokus, das im Juli 2024 im Meisterlehrgang Langenfeld pilotiert wurde. Es vermittelt praxisnah, wie eine gesunde, motivierende und sicherheitsbewusste Führung von Auszubildenden in der Pferdewirtschaft gelingt.
Mit Erfolg: Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind nun prüfungsrelevant für Pferdewirtschaftsmeister im Schwerpunkt Klassische Reitausbildung – bundesweit (mit Ausnahme Bayerns).
Wir koordinieren das Projekt und stellen Inhalte, Expertise und die methodische Begleitung bereit. Eine Artikelserie in Fachzeitschriften und Social Media, weitere Seminarformate für Ausbilder sowie eine Ausweitung der Berufsschulworkshops sind in Planung.
Prävention für Saisonarbeitskräfte gestärkt
„Wir begegnen den Menschen dort, wo sie sind – mit Sprache, Respekt und einem echten Fokus auf Gesundheit und Sicherheit. Die Sicherheit und Gesundheit der Saisonarbeitskräfte in der Grünen Branche sind uns ein zentrales Anliegen.“ Jörg Heinel, alternierender Vorstandsvorsitzender
Das Thema Saisonarbeit stand wieder im Zentrum unserer präventiven Aktivitäten. Der Deutsche Bundestag hat mit einem erneuten Maßgabebeschluss deutlich gemacht, dass dem Schutz und der Gesundheit von Saison- arbeitskräften in der Landwirtschaft eine hohe Bedeutung zukommt. Dank der bereit- gestellten Haushaltsmittel konnten wir unser Maßnahmenportfolio gezielt weiterentwickeln.
Ziel war, die nachhaltige Wirkung bewährter Angebote zu sichern. Prävention wirkt dann am besten, wenn sie kontinuierlich stattfindet. Gemeinsam mit dem PECO Institut e. V. haben wir im Jahr 2024 eine umfassende wissen- schaftliche Evaluation durchgeführt. Über eine Multichannel-Befragung sind die Rückmeldungen der Saisonarbeitskräfte direkt eingeflossen – ob in persönlichen Interviews, Fokusgruppen oder über soziale Medien. Das Ergebnis spricht für sich: 90 % der Befragten zeigten sich zufrieden oder sehr zufrieden mit dem Angebot.
Neue Wege in der Beratung
Ein Highlight des Jahres war die Einführung muttersprachlicher Vor-Ort-Beratungen durch speziell geschulte Dienstleister. Damit wurde unsere bestehende Arbeit effektiv ergänzt.
Gleichzeitig konnten wir die digitalen Kanäle deutlich ausbauen. Heute bilden unsere Social-Media-Kanäle in Deutsch, Rumänisch und Polnisch auf Instagram und Facebook, die Web-App www.agriwork-germany.de sowie unser YouTube-Kanal mit 18 Präventionsfilmen ein starkes Informationsnetzwerk – zugänglich jederzeit, überall und auch bereits vor Arbeitsbeginn im Herkunftsland. 37 Gesundheitstage mit über 1.000 Teilnehmenden und mehr als 2.500 Beratungsgespräche zeigen: Unser Engagement kommt an – und wird gesehen.
Besonders stolz sind wir auf die Auszeichnung durch die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS), die unsere Social-Media-Strategie beim Regionalforum Europa 2024 mit einem Zertifikat prämierte. Den IVSSPreis nahm Jörg Heinel, alternierender Vorstandsvorsitzender der SVLFG, entgegen.
AckerRacker
„Die vielen positiven Rückmeldungen ,unserer‘ Kita-Einrichtungen spiegeln wider, was wir in den letzten drei Jahren mit Acker e. V. bewirkt haben − und wie wertvoll es ist, Kita-Kindern erste Erfahrungen im Leben mit der Natur zu ermöglichen.“
Heike Sprengel, Projektbegleiterin AckerRacker
Wie schmeckt ein frisches Radieschen? Wie fühlt sich Ackerboden an und was krabbelt, kriecht und fliegt dort alles? Wachsen Kinder in Familien auf, die in der Landwirtschaft zu Hause sind, können sie diese Fragen von klein auf beantworten. Für Kinder mit wenig Berührungspunkten zu Leben und Alltag mit und in der Natur hingegen ist unsere Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein Acker e. V. von Bedeutung: Mit dem Bildungsprogramm AckerRacker richten wir uns speziell an diese Zielgruppe.
KitaKinder zwischen drei und sechs Jahren erfahren hier ganz praktisch und mit allen Sinnen, wo unsere Lebensmittel herkommen und wie Natur funktioniert. Gemeinsam mit ihren Erzieherinnen und Erziehern kümmern sich die Kinder um den Kindergartenacker, säen und ernten. So begeistern wir sie für gesunde Ernährung, Natur und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus bieten wir den Kitas die Möglichkeit, Einblicke in die Landwirtschaft zu erhalten. Dazu vermitteln wir Kontakte zu landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betrieben in der Region, die bereit sind, Kinder und deren Eltern zu sich einzuladen.
FÖRDERUNG ACKERRACKER IN ZAHLEN
Die SVLFG hat 100 Kitas bis Ende 2024 gefördert.
Im Jahr 2024 wurden 12 Betriebsbesuche für KitaKinder organisiert.
Partnerschaft verlängert
Seit 2021 sind wir einer der Hauptförderpartner von AckerRacker. Damit fördern wir die inhaltliche und strukturelle Weiterentwicklung des Programms, um im Zuge der Vision 2030 jedes Kind eine möglichst große Anzahl an Kita- und Kindergartenkindern anzusprechen, vor allem in Einrichtungen in sozioökonomisch benachteiligten Umfeldern und in ländlichen Regionen. Die Partnerschaft mit Acker e. V. haben wir 2024 um vier Jahre verlängert. Bis 2028 können wir somit noch weitere Kita-Kinder erreichen.
Aktivitäten der LKK
„Mit gezielten Projekten in Lebenswelten unterstützen wir kassenartenübergreifend kommunale Förderprogramme (GKV Bündnis) und schaffen gemeinsam Strukturen, die vielen Menschen echte Chancen für ein gesundes Leben bieten." Dr. Marion Baierl, stv. Leiterin des Bereichs Leistung
Die Landwirtschaftliche Krankenkasse erbringt Leistungen der individuellen Verhaltensprävention, Leistungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten sowie Leistungen der betrieblichen Gesundheitsförderung. Zum Portfolio gehören sowohl Leistungen zur Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken – primäre Prävention – als auch Leistungen zur Förderung des selbstbestimmten gesundheitsorientierten Handelns der Versicherten – Gesundheitsförderung. Einen Schwerpunkt bildet mit der Prävention in Lebenswelten der sogenannte Setting-Ansatz.
Gesundheitsfördernde Maßnahmen
Maßnahmen | Ausgaben in Euro |
---|---|
Primärprävention (individuelle verhaltensbezogene Präventionskurse) | 1.565.761,88 |
Betriebliche Gesundheitsförderung | 157.261,09 |
Nichtbetriebliche Lebenswelten und Gesundheitsförderung | 765.657,90 |
Unser Engagement im GKV- Bündnis für Gesundheit
Auch 2024 stehen wir als Krankenkasse für ein starkes, verlässliches Engagement im GKV-Bündnis für Gesundheit.
Gemeinsam mit den anderen gesetzlichen Krankenkassen setzen wir uns dafür ein, Gesundheitsförderung und Prävention in allen Lebenswelten weiterzuentwickeln und nachhaltig zu stärken.
Gemäß gesetzlicher Neuregelung stellen wir als Teil der Solidargemeinschaft gesetzlicher Krankenkassen in 2024 53 Cent je Versicherten für kassenübergreifende Projektförderung in Lebenswelten zur Verfügung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt seit dem Berichtsjahr auf dem Ausbau der Aktivitäten auf kommunaler Ebene.
Grundlage dafür ist § 20a SGB V, mit dem die Krankenkassen kassenübergreifende Projekte fördern. Dieses kassenübergreifende kommunale Förderprogramm soll die gesundheitlichen Chancen von besonderen Zielgruppen (zum Beispiel Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund oder Kinder aus suchtbelasteten Familien) verbessern.
Landesförderung und kommunale Förderung
In allen Bundesländern haben sich dazu Landesarbeitsgemeinschaften gebildet, die landesspezifische Projekte initiieren und umsetzen. Es werden auf der Landesebene Projekte mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten finanziell unterstützt.
Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit. Bundesweit unterstützen wir unter anderem Präventionsprojekte zur Bewegungsförderung für Menschen mit Behinderungen. In einem weiteren bundesweiten Projekt arbeiten wir als Krankenkassen gemeinsam mit Jobcentern daran, die gesundheitliche Lage von arbeitslosen Menschen zu verbessern und dadurch deren Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Ebenso fördert das GKV-Bündnis für Gesundheit die Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit und unterstützt das Programm HaLT zur kommunalen Alkoholsuchtprävention.
Individueller Präventionsansatz
„Als Krankenkasse verstehen wir uns nicht nur als Kostenträger, sondern als Gesundheitsbegleiter. Dass immer mehr Versicherte die Präventionsangebote nutzen, zeigt: Nachhaltige Gesundheitsförderung wirkt – und verbindet.“
Dominika Empl, Mitglied des Gesundheitsserviceausschusses
Für die Versicherten steht ein wohnortnahes, vielfältiges Kursangebot zur individuellen Gesundheitsförderung bereit – qualitätsgesichert nach dem Leitfaden Prävention.
Die Zentrale Prüfstelle Prävention (ZPP) garantiert dabei auch 2024 verlässliche Standards. Aktuell sind rund 110.000 geprüfte Kurse verfügbar, online wie vor Ort. So profitieren Versicherte direkt von einem breiten Zugang zu wirksamen Präventionsangeboten. Seit 2014 wurden über 434.500 Kurse zertifiziert. Die Zufriedenheit mit der ZPP stieg zuletzt um 19 %. Änderungen des Leitfadens erleichtern zudem die Zertifizierung zu neuen und digitalen Angeboten – ein klarer Vorteil für alle Teilnehmenden.
HANDLUNGSFELDER PRÄVENTION
Bewegungsgewohnheiten:
● Reduzierung von Bewegungsmangel durch gesundheitssportliche Aktivität
● Vorbeugung und Reduzierung spezieller gesundheitlicher Risiken durch geeignete verhaltens- und gesundheitsorientierte Bewegungsprogramme
Ernährung:
● Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung
● Vermeidung/Reduktion von Übergewicht
Suchtmittelkonsum:
● Förderung des Nichtrauchens
● Gesundheitsgerechter Umgang mit Alkohol/ Reduzierung des Alkoholkonsums
Stress- und Ressourcenmanagement:
● Multimodales Stress- und Ressourcenmanagement
● Förderung von Entspannung und Erholung
Bewegung bleibt Spitzenreiter
Gesundheit aktiv gestalten – das nahmen unsere Versicherten auch 2024 wieder selbst in die Hand. 2024 wurden 10.557 Präsenzkurse besucht – ein Plus von 17,6 % gegenüber 2023.
Kurse im Handlungsfeld Bewegung blieben mit 71 % führend. Unsere Versicherten setzen damit weiterhin auf Aktivität als wichtigste Grundlage für Gesundheit und Wohlbefinden. Stressmanagement verzeichnete mit 27,9 % einen leichten Rückgang gegenüber 29 % in 2023, blieb aber auf hohem Niveau. Damit bestätigen unsere Versicherten einen Trend, der sich bereits in den Vorjahren abgezeichnet hat: Entspannungstechniken und mentale Stärke sind zentrale Anliegen.
Ernährungskurse stiegen leicht auf 1,3 % – ein Plus von 30 %. Das Handlungsfeld Sucht bildete mit 0,06 % das Schlusslicht. Weiterhin nahmen deutlich mehr Frauen teil – ein stabiler Trend.
Ein spannender Wandel zeigt sich bei den digitalen Angeboten. Zwar sank die Gesamtnutzung leicht von 158 (2023) auf 136 digitale Präventionskurse in 2024, doch die Verteilung der Themenfelder änderte sich: Ernährungskurse machten erstmals 20 % der digitalen Kurse aus – ein starker Anstieg. Die Bewegungskurse blieben mit 67 % klar vorn, während Stress (13 %) und Sucht (0 %) weniger gefragt waren.
Mit uns im Gleichgewicht
Unter dem Leitsatz "Mit uns im Gleichgewicht" bündeln wir maßgeschneiderte Angebote für unsere Versicherten zur Stärkung der seelischen Gesundheit, um Körper und Geist auch unter hoher Alltagsbelastung gesund zu halten.
Im Jahr 2024 konnten wir unser Angebotsspektrum ausbauen: Neben bewährten telefonischen und onlinebasierten Beratungen, Gruppenformaten in Präsenz und individuellen Unterstützungsleistungen wurden neue Impulse gesetzt und bestehende Angebote gezielt weiterentwickelt.
Welche Maßnahmen umgesetzt wurden, welche Innovationen hinzukamen und wie sich unsere Gesundheitskampagne weiter profiliert hat – darüber berichten wir im Folgenden.
Ulrich Löhr, alternierender Vorsitzender des GesundheitsserviceausschussesDie Gesundheitsangebote 'Mit uns im Gleichgewicht' der SVLFG stehen seit vielen Jahren für bedarfsgerechte Angebote und praxisnahe Unterstützung für die Menschen der Grünen Branche und haben schon vielen Menschen in schwierigen Lebenssituationen geholfen.“
Unter dem Dach des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro) wurde die Arbeitsgruppe Suizidprävention in der Grünen Branche ins Leben gerufen, an der wir aktiv beteiligt sind.
Ziel dieser Initiative ist es, das Tabuthema Suizid in der Landwirtschaft und der ganzen Grünen Branche sichtbar zu machen und Betroffenen frühzeitig präventive Hilfsangebote bereitzustellen.
Die Arbeitsgruppe fördert den Austausch zwischen Institutionen, um Beratungs- und Unterstützungsangebote besser zu vernetzen und gesellschaftliche Vorbehalte gegenüber psychischer Gesundheit abzubauen.
„Betriebliche Herausforderungen und die tägliche Arbeitsbelastung können Menschen an ihre Grenzen bringen. Eine sozioökonomische Beratung kann dabei helfen, gemeinsam ein zukunftsfähiges Konzept für die Familie und den Betrieb zu entwickeln. Wir sind auch in schwierigen Zeiten Partner unserer Versicherten.“ Gerhard Sehnert, Vorsitzender der Geschäftsführung
Seit Januar 2024 besteht eine erweiterte Kooperation zwischen der SVLFG und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), die Mediation und sozioökonomische Beratung als präventive Gesundheitsmaßnahme für die Grüne Branche anbietet.
Damit erhalten Ratsuchende nun auch in Hessen Unterstützung. Die sozioökonomische Beratung wird in Hessen durch das Land Hessen finanziert.
Die SVLFG finanziert Mitgliedern, die in der Alterskasse versichert sind, 10 Stunden für die Dienstleistung Mediation. Ziel ist es, durch die Reduktion belastender Rahmen- bedingungen einen Beitrag zur Gesunderhaltung zu leisten.
Seit 2021 erfolgt die wissenschaftliche Evaluation des Einflusses von Mediation & sozioökonomischer Beratung auf die Gesundheit durch das Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH an der Deutschen Sporthochschule Köln (iqpr).
In den zwei Pilotregionen Bayern und Niedersachsen wurden 342 Teilnehmende befragt. Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass das Angebot hochbelastete Personen erreicht.
Vier von fünf Teilnehmenden wiesen bei Beratungsbeginn Anzeichen klinisch relevanter Depressivität auf. So haben über 80 % der Teilnehmenden initial psychische Belastungen wie Schlafstörungen oder Ängste angegeben. Die Durchschnittszahl der deutschen Bevölkerung liegt dagegen je nach Alter und Geschlecht nur bei 12 bis 26 %. Die Beratung wird als Türöffner für weitere Maßnahmen geschätzt und hat sich als nachhaltig wirksam erwiesen. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass sowohl die psychische als auch die körperliche Gesundheit der Teilnehmenden verbessert werden konnte, was langfristig ihre Erwerbsfähigkeit unterstützt.
Unsere Krisenhotline unterstützt Versicherte aus der Grünen Branche in seelischen Ausnahmesituationen – etwa bei Sorgen um den Betrieb, familiären Konflikten oder persönlichen Krisen.
Unter 0561 785-10101 ist sie rund um die Uhr erreichbar – anonym und professionell. Die Beratung erfolgt durch Psychologen und psychiatrische Pflegekräfte unseres Partners IVPNetworks.
Gemeinsam mit den Anrufenden werden individuelle Lösungen entwickelt. Bei Bedarf erfolgt eine Weitervermittlung an passende
Angebote oder regionale Stellen. In 2024 wurden 1.971 Anrufe verzeichnet.
„Auch wer für andere da ist, darf sich selbst nicht vergessen. Unsere digitalen Angebote für pflegende Angehörige bieten Unterstützung bequem von zuhause aus.“
Christine Singer, Mitglied des Gesundheitsserviceausschusses
Pflegende Angehörige leisten täglich Enormes – oft bis an ihre Grenzen. Umso wichtiger ist es, dass auch sie Unterstützung, Austausch und Entlastung erfahren. Wir bieten zwei digitale Formate für alle, die ortsgebunden sind oder flexible Angebote bevorzugen.
Wissenschaftlich begleitet und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert, belegen Studien die positive Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden.
Digitale Trainings- und Erholungswochen – Zeit für sich
2024 fanden drei dieser erfolgreichen Online-Veranstaltungen statt. Jeweils an vier Nachmittagen über zwei Wochen erhalten pflegende Angehörige Impulse für den Alltag, konkrete Tipps und vor allem: Zeit für sich.
Die Veranstaltungen werden von unseren Mitarbeitenden moderiert, die über Leistungen der Landwirtschaftlichen Pflegekasse und weitere Hilfsangebote informieren. Externe Fachleute geben praxisnahe Anregungen zum gesünderen Umgang mit Stress und zur Stärkung der eigenen Ressourcen.
Digitaler Pflegestammtisch – gemeinsam statt einsam
In der Pflege ist Einsamkeit oft ein stiller Begleiter. Der digitale Pflegestammtisch bietet Raum für Austausch, Information und neue Perspektiven – eine niedrigschwellige Möglichkeit von zuhause aus.
2024 wurden sechs Termine durchgeführt – mit wechselnden Fachvorträgen rund um das Thema Pflege. Besonders wertvoll: Teilnehmende bringen eigene Anliegen ein und gestalten die Gespräche aktiv mit.
So entsteht echte Gemeinschaft – offen, wertschätzend und stärkend.
Projekt „Starke Frauen – starkes Land“ erfolgreich abgeschlossen
Am 21. Oktober 2024 fand die feierliche Abschlussveranstaltung des dreijährigen Projekts "Starke Frauen – starkes Land" des Land- Frauenverbands Württemberg-Hohenzollern statt.
Wir waren Projektpartner. In elf Netzwerktreffen standen vor allem drei Themen im Mittelpunkt: Familien- und Erbrecht, Öffentlichkeitsarbeit sowie Gesundheitsprävention.
Christiane Mayer unterstützte die Treffen mit praxisnahen Impulsen zur Stressbewältigung in der Grünen Branche und stellte unsere besonderen Gesundheitsangebote vor.
Isabel Kling, Ministerialdirektorin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, würdigte in ihrem Grußwort die Bedeutung des Projekts für die Stärkung von Frauen in der Landwirtschaft. Der Wunsch nach einer Fortführung fand große Zustimmung.
„Wer sicher steht, geht leichter durchs Leben. Wir bieten seit Jahren sehr erfolgreich Training für Ältere gegen das Stürzen an. Jetzt gibt es eine Weiterentwicklung, die außerdem Digitalkompetenzen im Blick hat.“
Daniel Stöger, Projektleiter Trittsicher in die Zukunft
Stürze zählen zu den häufigsten Ursachen für einen Verlust an Selbstständigkeit im Alter. Unser neues Präventionsprogramm "Trittsicher in die Zukunft" setzt genau hier an. 2024 ist es in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen mit dem Ziel gestartet, Mobilität zu stärken und das Risiko von Stürzen nachhaltig zu senken.
Gleichzeitig dient das Programm als Modellprojekt für innovative Gesundheitsförderung im Alter. Herzstück ist eine wissenschaftlich begleitete Studie mit 3.000 Teilnehmenden ab 65 Jahren, die von der SVLFG als Konsortialführerin koordiniert wird.
Engagiert vorbereitet und erfolgreich gestartet
Bevor die ersten Kurse im September 2024 begannen, leisteten wir umfangreiche Vorarbeiten: Info-Materialien wurden entwickelt, Kursleitungen geschult, technische Infrastrukturen geschaffen und eine Projektwebsite aufgesetzt.
In über 30 Schulungsterminen wurden bislang 105 Kursleitungen qualifiziert – Tendenz in ganz Deutschland steigend. Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist die kommunale Vernetzung vor Ort: In Kooperation mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund fanden im Berichtsjahr 25 Regionalkonferenzen statt, um die Partner auf kommunaler Ebene zusammenzubringen und Netzwerke aufzubauen.
Zwei Kursformate – analog und digital
Die Kurse werden in zwei Formaten angeboten: als klassisches Präsenztraining mit neun Einheiten à 60 Minuten und als Kombination aus Präsenz- und Online-Einheiten mit Tablet.
Das sogenannte Tele-Modul ist ein innovatives Element. Dafür wurde speziell eine App entwickelt. Sie bietet Live-Trainings und Übungsvideos, die gezielt Kraft und Gleichgewicht trainieren, sowie Vorträge zu Ernährung und Sicherheit im Wohnumfeld. Leihgeräte stehen zur Verfügung – und helfen dabei, digitale Kompetenzen auch im Alter aufzu-
bauen. Das Tele-Modul fördert somit nicht nur körperliche Aktivität, sondern stärkt auch digitale Kompetenzen im Alter – ein wichtiger Schritt in Richtung Teilhabe und Selbstbestimmung.
Die Konsortialpartner im Überblick:
- Deutscher Städte- und Gemeindebund, Berlin
- Robert Bosch Gesellschaft für medizinische Forschung, Stuttgart
- Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie
- Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie
- Charité Berlin, Forschungsgruppe Geriatrie
- Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)
- Deutscher Turner-Bund e. V., Frankfurt
- Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, Bonn
- Landseniorenverband Thüringen
"Das wissenschaftlich als wirksam evaluierte psychologische Telefoncoaching ist ein auf die grünen Berufe maßgeschneidertes Präventionsangebot, das die Versicherten zeit- und ortsflexibel abholt und hilft, mit Belastungen umzugehen.“
Dr. Ingrid Titzler, wissenschaftliche Projektleitung Friedrich-Alexander-Universität
Personen in den grünen Berufen sind aufgrund spezifischer Arbeits- und Lebensbedingungen, wie zum Beispiel Arbeitsbelastung, Wetterrisiken und wirtschaftlichen Unsicherheiten, einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen ausgesetzt.
Das telefonische Einzelfallcoaching im Rahmen des SVLFG-Projekts "Mit uns im Gleichgewicht" in Kooperation mit IVPNetworks ist eines der wenigen präventiven Angebote für diese Zielgruppe in Deutschland.
Es bietet eine flexible, ortsunabhängige Unterstützung und umfasst ca. 13 Sitzungen à 45 Minuten über sechs Monate Nutzungsdauer (verlängerbar um drei Monate). Die Inhalte werden individuell durch die geschulten Psychologinnen und Psychologen auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden abgestimmt.
Studie belegt Nutzen
Eine Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in Zusammenarbeit mit der Universität Ulm hat gezeigt, dass das Telefonische Einzelfallcoaching eine effektive Unterstützung für Menschen in stressigen Berufen wie der Grünen Branche bietet.
In der Studie wurden 314 Teilnehmende, die im Schnitt unter milden depressiven Symptomen litten, zufallsbasiert in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe nahm an dem Coaching teil (N=160), während die andere nur Informa- tionsmaterial zu Stress und Depression und Hinweise auf Hilfsangebote erhielt (N=154).
Die Ergebnisse überzeugten: In der Coaching- Gruppe nahmen depressive Symptome über einen Zeitraum von 6 bis 18 Monaten deutlich stärker ab als in der Vergleichsgruppe.
Nach nur sechs Monaten waren fast 44 % der Teilnehmenden im Coaching symptomfrei – im Vergleich zu nur etwa 28 % in der Kontrollgruppe. Dies zeigt, dass das Coaching nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige positive Effekte auf die psychische Gesundheit hat.
Zudem berichteten die Teilnehmenden von einer allgemeinen Verbesserung ihres Stesserlebens und ihrer Lebensqualität. Auch die Zufriedenheit mit dem Coaching war sehr hoch – 89 % der Teilnehmenden würden das Angebot weiterempfehlen.
Interview auf YouTube
Landwirt Andreas Kornmann, Teilnehmer am telefonischen Einzelfallcoaching, berichtet im Interview zu seinen positiven Erfahrungen.
Zusammenfassung der Studienergebnisse − Telefonisches Einzelfallcoaching Signifikante Unterschiede zwischen Coachingteilnehmenden und der Kontrollgruppe?
Ergebnis | 6 Monate | 12 Monate | 18 Monate |
---|---|---|---|
Depressive Symptomatik | ja | ja | ja |
erlebter Stress | ja | ja | ja |
Burnout − Emotionale Erschöpfung | ja | ja | ja |
Burnout − Zynismus | ja | ja | ja |
Zusammenfassung der Studienergebnisse − Telefonisches Einzelfallcoaching Signifikante Unterschiede zwischen Coachingteilnehmenden und der Kontrollgruppe?
Ergebnis | 6 Monate | 12 Monate | 18 Monate |
---|---|---|---|
Lebensqualität | ja | ja | nein |
Generalisierte Ängstlichkeit | ja | ja | nein |
Burnout − Leistungsfähigkeit | ja | nein | nein |
Zusammenfassung der Studienergebnisse − Telefonisches Einzelfallcoaching Signifikante Unterschiede zwischen Coachingteilnehmenden und der Kontrollgruppe?
Ergebnis | 6 Monate | 12 Monate | 18 Monate |
---|---|---|---|
Schlafbeschwerden | nein | nein | nein |
Symptome von Panikstörungen | nein | nein | nein |
Alkoholkonsum | nein | nein | nein |
Prognose der Erwerbstätigkeit | nein | nein | nein |
Kommunikation
Medienvielfalt im Fokus
Unsere Kommunikationskanäle und die darin platzierten Medien tragen entscheidend zur erfolgreichen Realisierung der Kommunikationsziele bei.
Dank der Verknüpfung von Printprodukten und Digitalmedien können wir unsere breite Zielgruppe erreichen und effektiv informieren. 2024 standen verschiedene Schwerpunktthemen im Fokus, die uns und unsere Versicherten beschäftigten, darunter Frauen in der Grünen Branche, die Berufskrankheit Parkinson sowie Arbeitsschutz für Saisonarbeitskräfte.
Wir berichteten in 66 Pressemitteilungen und 29 Fachartikeln über Neuigkeiten.
Martina Opfermann-Kersten, Arbeitsbereichsleiterin Kommunikation„Unsere crossmedialen Kommunikationsmittel richten sich an alle Versicherten. Egal ob Arbeitsschutz oder Gesundheit in Landwirtschaft, Forst und Gartenbau − es ist Alles SVLFG.“
Thomas Scheuerer, alternierender Vorsitzender des ÖffentlichkeitsausschussesUnser Ziel ist es, die Versicherten der Grünen Branche auf breit gefächerten Kommunikationswegen zu erreichen. Wichtig sind vor allem eine anschauliche Darstellung und ein hoher Praxisbezug – beides zeigt: Wir sind für euch da.“
Gemäß der Unternehmensbotschaft sicher & gesund aus einer Hand präsentierten wir uns vor Ort und waren neben der Vortragstätigkeit auf Veranstaltungen sowie regionalen und überregionalen Messen zu Gast. Arbeitssicherheit und Gesundheitsvorsorge wurden durch Exponate und Aktionen nähergebracht.
In unserem Mitgliedermagazin informieren wir über aktuelle Themen, gesetzliche Änderungen, präventive Maßnahmen und Gesundheitsangebote. 2024 erhielt das Magazin ein modernes Design und einen neuen Titel: "Alles SVLFG" ersetzt "LSV kompakt".
In den Rubriken Sicherheit, Gesundheit, Leben und 360 Grad finden Versicherte Berichte, Hintergrundinformationen, Interviews und praxisnahe Bei- spiele, die den Nutzen unserer Leistungen verdeutlichen.
Zudem werden die Artikel um Inhalte auf den Online-Kanälen ergänzt.
Auch in den etwa 150 Broschüren und Flyern verweisen wir auf weiterführende Inhalte auf den Online-Kanälen. Mit QR-Codes in Printprodukten und auf Roll- Ups, Plakaten und Messewänden schaffen wir eine Verbindung ins Web.
Wir erweitern ständig die digitalen Services für Mitglieder und Versicherte. Unseren Internetauftritt www.svlfg.de haben wir kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert. Er bietet aktuelle Nachrichten, einen Überblick aller Präventionsmaßnahmen und Leistungen sowie mit dem Medienpool Zugang zu Dokumenten, Formularen und Broschüren.
Auswertungen ergeben, dass Maßnahmen aus der Praxis zur Verbesserung der Arbeitssicherheit aktiv nachgefragt werden. Auch die Online-Version des Mitgliedermagazins wurde 8.164 Mal aufgerufen. Dies spiegelt das Interesse an den Online-Inhalten wider. Der monatliche Newsletter macht ebenfalls auf Neuigkeiten aufmerksam − alles rund um Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz mit Angeboten und Services. So erreichen wir inzwischen mehr als 4.500 Abonnentinnen und Abonnenten.
TOP 5 Präventionsthemen auf www.svlfg.de
Adresse | Aufrufe |
---|---|
www.svlfg.de/kurse-seminare | 35.484 |
www.svlfg.de/arbeitssicherheit-verbessern | 34.600 |
www.svlfg.de/gefaehrdungsbeurteilung | 30.512 |
www.svlfg.de/gesetze-vorschriften-im-arbeitsschutz | 16.092 |
www.svlfg.de/unterweisung | 15.434 |
Mit unserem YouTube-Kanal bieten wir mehr als nur Filme - wir schaffen einen Raum, in dem Prävention anschaulich und leicht verständlich erklärt wird. Unsere 226 Videos vermitteln Präventionsmaßnahmen, geben durch Interviews und Reportagen Einblicke in die Praxis und bieten durch persönliche Geschichten von Versicherten sowie Schulungs- und Trainingsvideos wertvolle Tipps zur Unfallverhütung und zu sicherem Verhalten. Besonders gefragt waren im Berichtsjahr Videos zur Prävention im Forst, zum sicheren Umgang mit Rindern sowie Filme mit hilfreichen Informationen für Saisonarbeitskräfte.
Mit 46 neuen Kurzfilmen fokussierten wir im Berichtsjahr das Telefonische Einzelcoaching, das Bewegungsprogramm Trittsicher in die Zukunft sowie gezielte Arbeitsschutzmaßnahmen für Saisonarbeitskräfte.
Internationale Zusammenarbeit
Martin Empl, alternierender Vorsitzender des Vorstandes„20 Jahre ENASP zeigen: Unsere Landwirte stehen immer wieder vor neuen immensen Herausforderungen. Unsere Aufgabe ist es, die sozialen Sicherungssysteme weiterzuentwickeln, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.“
Mit der Jubiläumskonferenz am 15. Oktober 2024 in Berlin feierte das Europäische Netzwerk der Landwirtschaftlichen Sicherungssysteme (ENASP) sein 20-jähriges Bestehen.
Unter dem Motto Climate and Agriculture: Social Protection in the Process of Change diskutierte der internationale Teilnehmerkreis die Herausforderungen des Klimawandels für die Landwirtschaft sowie innovative Lösungen für soziale Sicherungssysteme anhand von aktuellen Entwicklungen und Strategien.
Best-Practice-Beispiele der ENASP-Mitgliedsländer Frankreich, Österreich, Finnland, Deutschland und Polen rundeten das Programm ab. Für weitere Informationen über Services, Aktionen und Programme für die ländliche Bevölkerung auf Basis der Aktivitäten der ENASP-Mitglieder gab das Netzwerk eine aktualisierte Ausgabe der Broschüre Tailor-Made-Services for Rural Population heraus.
Auch bei Gremien und Verbänden setzte sich ENASP für eine zukunftsfähige Landwirtschaft sowie bessere Arbeits- und Lebensbedingungen ein. So betonten die Mitglieder in ihrer gemeinsamen Stellungnahme zur EU- Initiative Gesellschaftliche Resilienz – Bewältigung von Klimarisiken in der EU gegenüber der Europäischen Kommission, wie stark sich extreme Wetterereignisse auf die landwirtschaftliche Arbeit und soziale Sicherungssysteme auswirken.
Das Netzwerk betonte vor diesem Hintergrund zudem die Notwendigkeit angepasster Präventionsmaßnahmen und warnte vor den langfristigen Belastungen für solidarisch finanzierte Versicherungssysteme sowie vor dem sozialen und wirtschaftlichen Druck auf landwirtschaftliche Betriebe.
Bei der Konferenz der European Council of Young Farmers (CEJA) in Brüssel zu Building commitments for good mental health in agriculture stellte das Generalsekretariat Best-Practice-Beispiele seiner Mitglieder vor.
Association Internationale de la Mutualité (AIM)
Unser Engagement bei der Association Internationale de la Mutualité (AIM), dem Internationalen Netzwerk von Sozialversicherungsträgern und solidarischen Gesundheitssystemen, das den Zugang zu hochwertiger Gesundheitsversorgung für alle fördert, setzten wir auch 2024 fort.
Aktiv sind wir vor allem in den Arbeitsgruppen Gesundheit in allen Politikbereichen und Prävention, deren Vorsitz Vorstandsmitglied Ingo Steitz innehat, sowie Long-Term Care, die sich mit langfristiger Pflege und Betreuung befasst.
"Als Koordinator des SafeHabitus-Projekts in Deutschland setze ich mich dafür ein, durch länderübergreifende Zusammenarbeit nachhaltige Lösungen zu entwickeln, welche die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft verbessern.“
Klaus Klugmann, Branchenreferent Forst und Jagd
Als Projektpartner des EU-Projekts SafeHabitus, das sichere und gesunde Arbeits- bedingungen in der Landwirtschaft durch länderübergreifenden Austausch fördert, präsentierten wir uns beim SafeHabitus Policy Seminar am 25. Januar im Europäischen Parlament in Brüssel. Hier betonten wir die Bedeutung gesetzlicher Sozialversicherungssysteme im Umgang mit Stress und psychischer Gesundheit in der Landwirtschaft.
Zusätzlich richteten wir drei nationale Community of Practice-Treffen in 2024 aus. Beim ersten Treffen am 2. April wurden die Rolle des Arbeitsschutzes in der Grünen Branche diskutiert und unser Seminar-Angebot evaluiert. Beim zweiten Treffen am 12. September stand das Handlungsfeld Kompetenz im Fokus.
Die Teilnehmenden entwickelten eine Social-Media-Strategie zur Förderung der Arbeitssicherheit in der Landwirtschaft. Das dritte Treffen am 27. und 28. November in Eichstätt beschäftigte sich mit der Motivation für sicheres Arbeiten. Dabei erstellten die Teilnehmenden unter anderem einen Umsetzungsplan für den mittlerweile gestarteten SafeHabitus-Instagram-Account.
Zudem nahmen wir an zwei transnationalen Treffen teil. Im April in Brüssel stand die Situation von Saison- und Wanderarbeitenden in der Agrar- und Ernährungswirtschaft im Fokus.
Im Oktober in Sevilla tauschten sich die Projektpartner über nationale Fortschritte aus und diskutierten künftige Maßnahmen sowie Projektaufgaben.
Auch 2024 waren wir in der Sektion Prävention in der Landwirtschaft der IVSS (engl. ISSA) aktiv und vertraten die deutschen Mitglieder im Lenkungsausschuss des Europäischen Netzwerks der IVSS (IEN).
IVSS-Preis für gute Praxis erhalten
Beim IVSS-Regionalforum Europa vom 16. bis 18. April in Porto nahmen wir für unsere Social-Media-Strategie zur Vermittlung von Sicherheits- und Gesundheitsinformationen an Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft den IVSS-Preis für gute Praxis in Europa 2024 entgegen.