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Gelungene Betriebsübergabe - Vertrauen ist besser

Hans und Christine Werther haben ihren Kindern früh die Verantwortung für den Familienbetrieb übergeben. Eine Entscheidung, die sie nicht  bereuen.

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Die Übergabe des Familienbetriebes an ihre Kinder Anna-Sophia und Hans-Georg sollte gut organisiert sein und eher geräuschlos von statten gehen. Das war die Idee von Hans und Christine Werther im Jahr 2014. „Meine Eltern informierten die Mitarbeiter frühzeitig, dass sie den Betrieb an uns übergeben möchten. So konnten die Beschäftigten beruhigt in die Zukunft blicken“, erklärt die heutige Geschäftsführerin der Werther GmbH, Anna-Sophia Werther. Der Garten- und Landschaftsbaubetrieb mit Baumschule hat seinen Sitz in Schmirma/Sachsen-Anhalt.

Anfang 2015 fiel der Plan jedoch in sich zusammen. Krankheitsbedingt musste sich Hans Werther umgehend aus dem Betrieb zurückziehen. „Ich war 24, kam frisch von der Uni und war dezent gesagt überfordert. Aber wir alle wollten, dass es weiter geht“, sagt Anna-Sophia Werther ehrlich.

Trotz aller Dringlichkeit ordnete die Familie zunächst alles Notwendige für die Übergabe im Hintergrund. Dann informierten sie die Mitarbeitenden über den Wechsel in der Unternehmensführung. „Wir wollten Unruhe vermeiden, gingen aber offen mit der Situation um. Ich nahm mir Zeit für Einzelgespräche, in denen viel Raum war für Fragen und Wünsche. Ich hörte mir Sorgen und Ängste an und vermittelte, dass ich sie ernst nahm.“ Das Vorgehen hat sich bewährt.

Viele Gespräche mit guten Ergebnissen

„Die Einzelgespräche wiederholen wir seitdem jährlich. Die Beschäftigten haben zwei Wochen Zeit, sich darauf vorzubereiten. Wer früher Gesprächsbedarf hat, erreicht mich morgens vor Dienstbeginn im Aufenthaltsraum“, sagt Werther. „Dort trinken wir zusammen Kaffee, bevor es losgeht.“ In der lockeren Atmosphäre werden private und dienstliche Gespräche geführt. „Da kommen interessante Anregungen für Verbesserungen, für gesünderes Arbeiten und für optimalere betriebliche Abläufe. Zum Beispiel konnte nach so einem Hinweis die Wartung der Maschinen effizienter gestaltet und die Ordnung in der Fahrzeughalle verbessert werden.

Ich staune immer, wie viele gute Gedanken sich die Mitarbeiter machen“, sagt Werther.

Das offene Miteinander wird von den Mitabeitenden geschätzt: „Fast alle Beschäftigten meines Vaters sind noch im Betrieb, inzwischen sind zehn neue dazu gekommen“, freut sie sich. 

Neuer Führungsstil

An die Art, wie ihre junge Chefin das Unternehmen seit 2015 leitet, gewöhnten sich die Beschäftigten rasch. Es ist ein freundschaftliches Miteinander mit flachen Hierarchien. „Ich delegiere viel, lasse den Mitarbeitenden mehr Gestaltungsspielraum als mein Vater. Sie bekommen die Kundenaufträge gemäß ihrer Kompetenzen zugeteilt – wie sie die Aufgaben im Detail lösen, überlasse ich ihnen“, erklärt Werther. Das ist ein wesentlich anderes Vorgehen, als die Beschäftigten es kannten. Schnell lernten sie aber, mit der Eigenverantwortung und dem Vertrauensvorschuss umzugehen. „Es ist schön zu sehen, dass die Mitarbeitenden daran wachsen. Sie trauen sich jetzt viel mehr zu und werden eigeninitiativ. Inzwischen akquirieren sie sogar selbst neue Aufträge, weil sie vor Ort sehen, was der Kunde noch brauchen könnte“, beschreibt Werther die Veränderung.

Der Mensch steht an erster Stelle

„Meine Eltern haben meinen Bruder und mich durch und durch christlich-humanistisch erzogen. Der Wert des Menschen steht für uns an erster Stelle. So wurde und wird auch unser Betrieb geführt“, sagt Anna-Sophia Werther. Der Umgang untereinander ist wertschätzend und offen. Hier duldet sie keine Ausreißer und das wissen die Mitarbeitenden. „Wir beschäftigen Frauen und Männer unterschiedlicher Herkunft, mit und ohne Handicap, mit verschiedenen Interessen und Neigungen. Jeder darf so sein, wie er ist. Es zählt das Ergebnis der Arbeit und dass die Teams zusammenhalten“, sagt sie bestimmt.

Gerade auf diese große Teamkompetenz ist Werther auch besonders stolz:„Die Werther GmbH, das sind wir alle.“ Wenn es drauf ankommt, setzt die Chefin aber ihre Vorstellungen durch. Das respektieren die Mitarbeitenden auch.

Jährlicher Tag der Arbeitssicherheit

Einmal im Jahr geht es nur um die Sicherheit und Gesundheit der Bechäftigten. „Wir führen praktische Vorführungesn durch – zum Beispiel im Umgang mit der Motorsäge. Wir holen uns Referenten zu Gesundheitsthemen und ich lasse mir aktuelle Unfallhergänge von der SVLFG mitteilen, die wir im Team dann besprechen. Gemeinsam überlegen wir, wie man den Unfall hätte verhindern können.“ Das Engagement für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zahlt sich aus. Seit der Firmenübernahme hat sich noch kein Arbeitsunfall mit bleibenden Folgen ereignet.

Eltern tragen die Verantwortung mit

„In unserer Familie wird viel geredet. Wir sind sehr eng verbunden. Meine Mutter arbeitet noch im Betrieb mit, mein Vater schaut fast täglich vorbei und steht uns mit seinem Rat zur Verfügung“, beschreibt die Unternehmerin das Verhältnis zu den Eltern. „Anfangs war er, soweit es die Gesundheit zugelassen hatte, noch mehr im Betrieb präsent. Als er aber erkannt hat, dass es läuft, hat er sich bewusst zurückgezogen und die Verantwortung vollständig abgegeben.

Über den neuen Stil im Unternehmen wundert er sich wohl mitunter. Manchmal fragt er nach, warum ich eine Entscheidung getroffen habe, die er anders gefällt hätte. Aber wenn ich es begründen kann, dann ist es für ihn auch in Ordnung.“ Anna-Sophia und Hans-Georg Werther sind ihren Eltern dankbar, dass sie ihnen ein florierendes, solides Unternehmen übergeben haben. Das spornt an. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt Anna-Sophia Werther. Die Begeisterung für ihre Arbeit und der Stolz auf ihr Team schwingen in der Stimme mit. 

Der wichtigste Tipp der Eltern an andere Unternehmer, die vor der Übergabe stehen, ist, wirklich loszulassen. „Es bringt nichts als Kummer und Ärger, wenn man nur auf dem Papier übergibt. Die jungen Leute arbeiten anders, aber deswegen nicht schlechter“, sagen Hans und Christine Werther aus Erfahrung