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Gesund beginnt im Mund

Gesundes Essen - gesunde Zähne

:Zum Tag der Zahngesundheit am 25. September lenkt die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) den Blick auf das vielseitige Thema Ernährung. Denn eine ausgewogene Ernährung aus frischen, regionalen Produkten ist nicht nur sehr lecker, sie stärkt auch die Mundgesundheit. Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, erklärt, warum das so ist.  

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Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, Foto: Bundeszahnärztekammer

Wie schätzen Sie die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung für die Zahn-gesundheit ein? 


Benz: Zahn- und Zahnfleischerkrankungen haben mehrere Ursachen. Unter den verhaltensabhängigen Faktoren kommt der Ernährung eine sehr große Bedeutung zu. Schlechte Ernährungsgewohnheiten wird man nur schwer wieder los.

Wie wirkt sich ungesunde Ernährung auf die Mundgesundheit aus?  


Benz: Die Zusammensetzung der Nahrung hat unmittelbaren Einfluss auf die Entstehung von Krankheiten in der Mundhöhle. Insbesondere Zahnkaries wird durch eine übermäßige Zufuhr von Kohlenhydraten in Verbindung mit mangelnder Mundhygiene gefördert. Frühkindliche Karies wird vor allem durch zuckerhaltige Speisen und Getränke ausgelöst, wenn die Zähne nach dem Genuss nicht gründlich geputzt werden. Stark säurehaltige Speisen und Getränke führen ebenfalls zu einem Verlust von Zahnhartsubstanz. Bei Zahnfleischerkrankungen wird die Bedeutung der Ernährung im Hinblick auf entzündungshemmende und -auflösende Nahrungsbestandteile, wie etwa Omega-3-Fettsäuren, diskutiert. Auch die Bildung von Zahnbelag lässt sich durch günstige Nahrungszusammensetzung reduzieren.

Was bedeutet „günstige Nahrungszusammensetzung“ in diesem Zusammenhang? 


Benz: Allgemein besteht eine zahngesunde Ernährung aus einer vitamin- und ballaststoffreichen Vollwertkost, viel Obst und Gemüse, wenig Süßes.

Zahnbelag lässt sich günstig beeinflussen, indem man Gemüse wie Karotten, oder Kohlrabi isst. Die müssen gründlich gekaut werden. Dadurch wird der Speichelfluss angeregt, der wiederum die Zähne sowie die Zahnzwischenräume reinigt und große Mengen an Säuren neutralisiert. Der regelmäßige Genuss von schwarzem Tee kann Zahnbelag reduzieren und Karies vorbeugen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Zahnkrankheiten und Allgemeinerkrankungen?


Benz: Es gibt Wechselwirkungen zwischen oralen Erkrankungen und Allgemeinerkrankungen. Weniger Bakterien in der Mundhöhle bedeuten weniger Bakterien im Körper. Das Risiko – zum Beispiel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfälle – sinkt. Besonders bei chronischen Erkrankungen, zum Beispiel bei Diabetes, ist eine gute Mundhygiene unabdingbar. Es gibt Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Zahnkaries sowie Parodontalerkrankungen (Zahnbetterkrankungen) und Herz-Kreislauferkrankungen.

Zwischen Parodontitis und Diabetes gibt es wissenschaftlich bewiesene negative Wechselwirkungen. Ein Diabetespatient, dessen Blutwerte schlecht eingestellt sind, neigt zu Entzündungen, auch im Mund. Diabetiker, sowohl mit Typ 1 als auch Typ 2, haben, verglichen mit Nicht-Diabetikern, ein dreifach höheres Risiko, eine Parodontitis zu entwickeln. Durch sein oft geschwächtes Immunsystem können sich Mundbakterien stark vermehren, außerdem ist die Regenerationsfähigkeit des Zahnhalteapparates herabgesetzt. Das Risiko, an einer Parodontitis zu erkranken, ist dadurch höher. Umgekehrt bringen die parodontitisbedingten Entzündungsherde den Blutzuckerspiegel aus dem Gleichgewicht, weil die Zellen weniger Glukose aufnehmen können und das Insulin schlechter wirkt. Die Blutzuckerwerte steigen an, das Risiko für Diabetes mellitus erhöht sich. Ein Teufelskreis, der sich am besten durch frühe Vorbeugung, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und zügiges Handeln im Krankheitsfall durchbrechen lässt.

Darüber hinaus hat eine Fehl- oder Mangelernährung in Folge einer schlechten Mundgesundheit mit Zahnverlusten Folgen sowohl für die physische als auch für die psychische Gesundheit. Und schließlich kommt einem übermäßigen Alkoholkonsum bei der Entstehung von Mundhöhlentumoren eine Bedeutung zu.

Welche Möglichkeiten zur systemischen Beeinflussung dieses parodontalen Erkrankungsrisikos gibt es? Können Sie uns hier Beispiele nennen?


Benz: Ein gutes Beispiel ist hier die Ernährung: Durch die gezielte Umstellung der Ernährung unserer Patienten oder durch den Einsatz spezifischer entzündungshemmend wirkender Nahrungsergänzungsmittel haben wir mittlerweile neue, klinisch bedeutsame Behandlungsoptionen. So gelang es in kontrollierten klinischen Studien nachzuweisen, dass alleine die regelmäßige Einnahme spezifischer probiotisch wirksamer Bakterien Entzündungen im Mund signifikant zu reduzieren vermag. Ein anderer spannender Therapieansatz, der in einer kontrollierten klinischen Studie erfolgreich überprüft wurde, ist die Erhöhung des Anteils an grünem Blattgemüse im Ernährungsspektrum von Patienten, die von chronischen Zahnfleisch-entzündungen betroffen sind. 

Wir raten unseren Versicherten zu einer ausgewogenen Ernährung mit frischen regionalen Produkten. Welche Nahrungsmittel empfehlen Sie mit Blick auf die Mundgesundheit konkret? 


Benz: Das Essen in Deutschland ist im Durchschnitt zu energiereich, zu salzig und zu fett. Menschen konsumieren nach wie vor zu häufig hochverarbeitete Lebensmittel. Besser wären Lebensmittel, die viele Vitamine enthalten, die auch unsere Zahngesundheit positiv beeinflussen. So fördert Vitamin A Wachstums- und Erneuerungsprozesse der Mundschleimhaut. Es ist reichlich in gelbem Gemüse, in grünem Blattgemüse oder in Früchten vorhanden. Vitamin C gibt Power für das Immunsystem und ist die Ausgangssubstanz des sogenannten Dentins, des Zahnbeins. Da es auch für die Kollagenbildung des Zahnfleisches benötigt wird, unterstützt es die Festigkeit der Zähne. Vitamin C ist besonders reichlich in frischen Beeren sowie Gemüse vorhanden. Vitamin D, das „Sonnenvitamin“, ist für die Einlagerung von Kalzium und Phosphat in den Knochen mitverantwortlich. Es wirkt sich günstig auf das Zahnwachstum und die Zahnhärtung aus.

Gut für die Zähne sind außerdem Fluoride, sie beeinflussen die Mineralisation und Säureresistenz der Zähne positiv. Außerdem verringern sie die Plaquebildung und hemmen den Stoffwechsel der Bakterien. Sie sind in fluoridiertem Speisesalz, Hülsenfrüchten und Fisch vorhanden.

Worauf sollten Eltern bei der Ernährung ihrer Kinder achten? 


Benz: Wer sich gesund ernährt, tut Gutes für Körper, Mund und Zähne. Zucker und Säure schaden den Zähnen. Entscheidend für die Kariesentstehung ist letztendlich aber nicht die Menge, sondern die Häufigkeit der Zuckeraufnahme. Man sollte sich ausgewogen und abwechslungsreich, vitamin-, mineralstoff- und spurenelementenreich sowie mit kaufördernder Nahrung ernähren.

Ganz auf Zucker und zuckerhaltige Nahrungsmittel zu verzichten, ist unrealistisch und nicht notwendig. Besser ist es, den Genuss von Süßem in Grenzen zu halten. Am ehesten gelingt dies über ein langsames und kontinuierliches Herabsetzen des Zuckerkonsums. Selbstgemischte Müslis, Naturjoghurts mit Obst, nur leicht gesüßte Puddings und Kuchen mit wenig Zucker sind erste Schritte in die richtige Richtung.

Wird Süßes gegessen, so sollte dies auf einmal geschehen und nicht über den ganzen Tag verteilt. Deshalb sollten Eltern auf zucker- und säurearme Lebensmittel achten. Zucker ist in vielen Nahrungsmitteln versteckt, in denen man ihn nicht vermutet, z.B. in Ketchup, Fertigsaucen oder Fruchtjoghurt. Auch Zitrusfrüchte, Fruchtsäfte, Limonade oder Cola greifen die Zahnsubstanz an. Am schlimmsten für die Zähne von (Klein-)Kindern ist aber das schlückchenweise Trinken zucker- beziehungsweise säurehaltiger Getränke über den ganzen Tag verteilt. Das kann leicht zu einer frühkindlichen Karies führen.

Deshalb Kindern besser ungesüßten Tee und/oder Wasser zu trinken geben. Bei Süßigkeiten am besten zu zahnfreundlichen Süßwaren greifen, die durch das „Zahnmännchen“ gekennzeichnet sind.

Der menschliche Körper kann Kalzium nicht selbst herstellen, benötigt das Mineral aber, um Zähne und Knochen aufzubauen und zu erhalten. Erwachsene brauchen etwa 1.000 Milligramm Kalzium pro Tag, Kinder etwas mehr: circa 1.200 Milligramm. Milchprodukte, vor allem Käse, gelten als gute Kalzium-Lieferanten. Spitzenreiter ist Parmesankäse mit 1.300 Milligramm Kalzium pro 100 Gramm.

Wichtig ist auch, Kindern von Anfang an und regelmäßig die Zähne zu putzen. Eltern sollten ihren Kindern ein gutes Vorbild sein – was eine gründliche und regelmäßige Mundhygiene und eine gesunde Ernährung betrifft.

Wie sieht bei Ihnen zuhause eine gesunde, schmackhafte Mahlzeit aus, die auch gut für die Mundgesundheit ist? 


Benz: Zum Mittagessen mag ich zum Beispiel sehr gerne frisches gedünstetes Gemüse mit Fisch. Über den Tag verteilt versuche ich Obst zu essen. Da ich viel unterwegs bin, muss ich aufpassen, dass ich den Verlockungen der vielen Snack- und Schnellimbissangebote nicht anheimfalle. Und trinken steht natürlich ganz oben – am liebsten Wasser, gerne auch aus der Leitung.

LKK: Wir danken Ihnen für das Gespräch 


Von Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer

Für Rückfragen:
Dr. Sebastian Ziller MPH
Telefon: +493040005160


Grundlage: Statement TdZ 2020