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"Alles SVLFG" 1/2024 - Für Pflegende

"Sich etwas gönnen" - mit diesem Vorsatz nehmen sich 14 pflegende Angehörige eine Auszeit und besuchen eine sogenannte Trainings- und Erholungswoche im Schwarzwald.

Vergrößerung des Bildes für Das Bild zeigt einen Geradeaus-Pfeil, der den Weg zum Seminarraum der Trainings- und Erholungswoche im Hotel Teuchelwald weist und den Schriftzug "Herzlich Willkommen zur Trainings- und Erholungswoche der SVLFG"..

Es fühlt sich an wie ein Wintermärchen – die Fahrt nach Freudenstadt ins Hotel Teuchelwald zur Abschlussbesprechung der Trainings- und Erholungswoche im Dezember 2023.

Ich bin gespannt auf 11 Frauen und 3 Männer im Alter um 60, die in der angeschlossenen Klinik Hohenfreudenstadt eine siebentägige Auszeit von der anstrengenden Pflege ihrer Angehörigen genießen. Im Seminarraum höre ich Stimmengewirr und lautes Lachen. „Das ist das Gute an diesem Kurs, dass man sehr viel lachen kann. Jeder hat ja sein Päckchen zu tragen“, sagt Alois aus Meersburg am Bodensee. Die anderen nicken zustimmend. Alois ist Winzer und gemeinsam mit seiner Frau dabei. Das Ehepaar schultert seit über 40 Jahren die Pflege von Tochter Angelika.

Vergrößerung des Bildes für Frauen und Männer sitzen am gedeckten Tisch und essen Suppe. .
Die Gruppe hat sich schnell zusammengefunden in Freudenstadt und alle genießen die Zeit.

Auf die Frage von Organisator Wolfgang Michel, wie die Woche bisher gelaufen sei, gibt es „Daumen hoch“ von allen. „Wir sind eine dufte Winzertruppe“, tönt es aus dem Stuhlkreis. Acht kommen aus dem Weinbau, die anderen betreiben Obstbau, Milchviehhaltung oder Ackerbau. Diese Branchenkenntnisse nutzt die Gruppe zu zwei gemütlichen Weinproben.

Fünf Teilnehmerinnen sind zum ersten Mal dabei, zwei andere kommen schon seit 15 Jahren. Die weiteste Anreise hatte Elisabeth aus Niedersachsen.

DAS SIND DIE PLUSPUNKTE DER TRAININGS- UND ERHOLUNGSWOCHE FÜR PFLEGENDE:

- Erholung und Lernen verbinden
- Vertrautes Umfeld in der Gruppe
- Geprüfte Qualität in der Kureinrichtung
- Kostenübernahme durch die SVLFG
   Der Eigenanteil beträgt 99 Euro

Vergrößerung des Bildes für Das Bild zeigt einen verschneiten Wald mit sehr hohen Tannen. Die mächtigste Tanne heißt "Großvatertanne"..
Winterwanderung zur 300 Jahre alten „Großvatertanne“

Zusammen ausspannen

Das Bewegungs- und Entspannungsprogramm, unter anderem mit Wassergymnastik, Qi Gong und progressiver Muskelentspannung, findet in der Klinik statt. Gerne werden Schwimmbad und Sauna auch noch abends genutzt.

Nachmittags werden verschiedene Wanderungen angeboten. In besonderer Erinnerung bleibt der Ausflug zur „Großvatertanne“, der mächtigsten Tanne im Schwarzwald – ein tolles winterliches Naturerlebnis für die Wanderer.

Wer gesundheitlich eingeschränkt ist, der genießt den Nachmittagskaffee einfach in einem kleinen Cafe. So ist für jeden etwas dabei. Alle aus der Gruppe genießen die Zeit für sich in Freudenstadt. Sie kümmern sich um ihre eigene Gesundheit, nehmen sich Zeit für Selbstfürsorge.


Vergrößerung des Bildes für Das ist ein Porträt von Ewald Baur..
Ewald Baur, Präventionsexperte der SVLFG und Referent für den Kurs "Selbstfürsorge"

"Nehmen Sie sich Zeit für sich und machen sie etwas, was Ihnen gut tut."

Ewald Baur, Präventionsexperte und Referent der SVLFG, spricht über den Kurs "Selbstfürsorge" und gibt Tipps:

Worum geht es im Kurs „Selbstfürsorge“?

Das Pflegen und für andere da zu sein, ist sehr anstrengend, körperlich aber auch psychisch. In dem Bereich Selbstfürsorge geht es darum, dass die Pflegenden auch an sich und ihre Gesundheit denken. Hierzu werden in der Gruppe Erfahrungen ausgetauscht und mögliche organisatorische Wege erarbeitet.

Kann Selbstfürsorge überhaupt ein Thema sein, wenn man so stark beansprucht ist wie die pflegenden Angehörigen?

Das ist eine gute Frage, die die meisten Pflegenden meist mit einem „Nein“ oder einem „Vielleicht“ beantworten. Aber wenn die Pflegenden nicht auf ihre Gesundheit achten, halten sie diese Belastung nicht lange aus. Sie haben meist eine eigene Familie, haben einen Landwirtschaftlichen Betrieb oder gehen einer außerlandwirtschaftlichen Arbeit nach. Und dazu kommt noch die Pflege eines Angehörigen. Das sind riesige Belastungen, die man nur aushält, wenn man gesund und fit bleibt.

Warum vermittelt ein technischer Aufsichtsbeamter wie Sie so ein Thema?

Wir als technische Aufsichtsbeamte sind viel auf den landwirtschaftlichen Betrieben unterwegs. So kennen wir die schönen, aber auch die Schattenseiten der Landwirtschaft. Unsere landwirtschaftlichen Familien haben eine besondere Stellung. Sie leben und arbeiten zusammen und sind auch füreinander da, wenn es um die Pflege geht. Das ist nicht immer einfach unter einen Hut zu bekommen. Daher ist es für mich wichtig, rechtzeitig Wege und Strategien für die Familien und vor allem für die Pflegenden in den Familien aufzuzeigen. Nur so können sie körperlichen wie psychischen Gefahren vorbeugen.

Welchen Tipp können Sie unseren Leserinnen und Lesern für ihre Selbstfürsorge geben?

Nehmen Sie sich Zeit für sich und machen sie etwas, was Ihnen gut tut. Was das ist, ist ganz individuell. Wichtig: Fangen sie gleich damit an! Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gebe ich immer kleine Zettel mit nach dem Kurs, die sie aufhängen sollen, um SICH nicht zu vergessen. Solche Zettel könnten Sie sich auch schreiben.


Vorsätze für Zuhause

Eine Teilnehmerin hat sich vorgenommen, die gezeigten Pflegegriffe anzuwenden und täglich eine kleine Rückengymnastik zu machen. Eine andere will sich zu Pflegehilfsmitteln beraten lassen. Ein Teilnehmer hat sich zwei Bücher gekauft, die er lesen möchte. Ich bewundere die 14 Pflegenden, wie sie Pläne schmieden. Umso mehr, da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer das im Pflegealltag fällt. Ich habe meine Mutter 10 Jahre zuhause gepflegt. Deshalb kann ich nur heftig nicken, als Pflegeberater Michel zum Abschluss den dringlichen Rat gibt: „Holen Sie sich Hilfe!“

Vergrößerung des Bildes für Das ist ein Porträt von Wolfgang Michel..
Wolfgang Michel, Pflegeberater und Organisator der Pflegeauszeit

"Das Wichtigste ist der  Austausch untereinander.“

Interview mit Wolfgang Michel, Pflegeberater der SVLFG und Organisator der Pflegeauszeit:

Was ist eine Trainings- und Erholungswoche für pflegende Angehörige?

Wir bieten für pflegende Angehörige eine Auszeit vom Pflegealltag an. Sie umfasst sieben Tage mit Übernachtung und Vollpension in ausgewählten Kureinrichtungen. Der Eigenanteil beträgt 99 Euro. Auf dem Programm stehen unter anderem ein Kinästhetik-Pflegekurs, Bewegungs- und Entspannungseinheiten sowie Vorträge zu Themen wie Stressbewältigung und praktische Übungen wie Gedächtnistraining. Das Wichtigste, darüber sind sich die Teilnehmenden immer wieder einig, ist der Austausch der Pflegenden untereinander. Es bleibt auch Zeit für individuelle Pflegeberatung zur konkreten familiären Situation.

Sie organisieren schon länger solche Auszeiten. Hat sich im Laufe der Zeit etwas verändert?

Trainings- und Erholungswochen für pflegende Angehörige werden seit etwa 15 Jahren, mittlerweile bundesweit, angeboten. Ich bin seit meiner Weiterbildung zum Pflegeberater in 2009 dabei. Im Laufe dieser Jahre haben wir das Programm immer wieder angepasst. Grundlagen sind die Rückmeldungen der Teilnehmenden sowie sich ändernde gesetzliche Regelungen in der Pflege- und Krankenversicherung. So konnten nach und nach mehr Freizeitangebote unter Berücksichtigung der gesetzlichen Inhaltsvorgaben eingebaut werden.

Was sind die Teilnahmevoraussetzungen?

Der Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 bis 5 oder die Pflegeperson müssen bei der Landwirtschaftlichen Kranken- und Pflegekasse versichert sein. Alternativ bezieht der Pflegebedürftige aufgrund eines Arbeitsunfalls Pflegeleistungen von der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Eine Wiederholung ist im zweijährlichen Abstand möglich. Wenn es dazu Fragen gibt, rufen Sie mein Team einfach an:

Haben wir Ihr Interesse geweckt?

Die Trainings- und Erholungswoche für pflegende Angehörige bieten wir auch im Onlineformat an. Alle zwei Monate gibt es außerdem einen digitalen Pflegestammtisch. Hier können Sie sich anmelden: