Leitern
Arbeiten auf Leitern bergen ein erhöhtes Unfallrisiko. Jahr für Jahr verunglücken mehrere Tausend Menschen allein in Landwirtschaft und Gartenbau, vielfach mit schweren Verletzungen und einige sogar tödlich.
Brauche ich die Leiter? Welche Alternativen habe ich? Unternehmer und Führungskräfte müssen sich diese Fragen bereits vor der Anschaffung und Verwendung stellen.
Alternativen zur Leiter
Wichtiger Teil des Entscheidungsprozesses ist die Gefährdungsbeurteilung, welche durch die Anforderungen in der Technischen Regel für Betriebssicherheit (TRBS) 2121-2 konkretisiert wird.
Im Detail muss u. a. folgenden Fragen nachgegangen werden:
- Wie körperlich belastend sind die zu verrichtenden Arbeiten?
- Wie lange muss in der Höhe gearbeitet werden?
- Wie häufig wird der Weg nach oben benutzt?
- Gibt es eine Zufahrt für z.B. Hubsteiger?
- Kann ich ein Gerüst nutzen?
- Müssen Gegenstände, z. B Werkzeuge, mitgeführt werden?
Es gibt gute Alternativen, die mehr Sicherheit bieten und mit denen sich die Arbeit ökonomischer erledigen lässt.
Beispiele für Alternativen:
- Hubarbeitsbühne / Arbeitskorb
- Fahrbare Arbeitsbühne
- Stufenplattform / Kleinpodest
- Gerüst
- Teleskopsäge, Hochentaster, Teleskop-Anschlagkralle
- Treppe mit Geländer
Alle Beispiele haben gemeinsam, dass sie einen verbesserten festen Stand für beide Füße ermöglichen und die Arme mehr Bewegungsspielraum haben.
Arbeiten am Grabstein
Viele Arbeiten lassen sich mit entsprechenden Arbeitsmitteln vom Boden aus ausführen.
Hubarbeitsbühne
Arbeiten in der Höhe lassen sich am sichersten von einer Hubarbeitsbühne aus ausführen. Dies gilt ganz besonders, wenn mit gefährlichen Werkzeugen, wie Kettensägen und Heckenscheren, gearbeitet wird.
Allgemeine Empfehlungen
...für den Kauf einer Leiter
- die Leiter entsprechend dem Verwendungszweck auswählen
- auf das GS-Zeichen achten; das GS-Zeichen bedeutet „Geprüfte Sicherheit”; die so gekennzeichnete Leiter wurde von Sachverständigen einer zugelassenen Prüfstelle geprüft
- sachkundige Beratung im Fachhandel in Anspruch nehmen
- auf Kennzeichnung EN 131 (Leitern - Teil 1: Benennungen, Bauarten, Funktionsmaße), DIN 4567-1 (Leitern für den besonderen beruflichen Gebrauch - Obstbaumleitern aus Holz und Aluminium) achten
..für die Verwendung der Leiter
- die Leiter nur zu Zwecken benutzen, für die sie nach ihrer Bauart bestimmungsgemäß vorgesehen ist
- die Leiter sicher – entsprechend der Gebrauchsanleitung – zusammenbauen und aufstellen
- die Leiter regelmäßig und vor jedem Einsatz auf ihren ordnungsgemäßen Zustand prüfen (Sichtkontrolle)
- beschädigte Leitern der Benutzung entziehen, fachgerecht reparieren oder entsorgen
Wichtige Regeln
Leitern sind in unterschiedlichsten Ausführungen erhältlich. Im folgenden haben wir einige wichtige Regeln für Sie zusammengestellt.
Anlegeleitern sind ein-, zwei- oder dreiteilige Leitern. Sie werden von Hand am Objekt angelehnt oder eingehängt.
Anlegeleitern nur für Arbeiten geringen Umfangs verwenden. Stufen oder Einhängepodeste geben einen sicheren Stand.
Die Leiter ist in einem Winkel zwischen 65° und 75° anzulehnen. Gewissheit bringt die Ellenbogen-Probe.
Der Leiterfuß ist entsprechend der Aufstellfläche auszuwählen.
Auf festem Untergrund wie Fliesen, Pflaster, Beton und Asphalt sind Leitern mit rutschhemmenden Gummifüßen geeignet.
Auf natürlichem, unbefestigtem Erdboden/Grünflächen etc. sind Leitern mit mindestens 7 cm langen Metallspitzen geeignet.
Steigleitern sind senkrecht fest angebrachte Leitern und dienen dem Zugang zu baulichen Anlagen, z. B. zu Dachflächen, Silos oder Schächten. Steigleitern dürfen nur dann eingebaut werden, wenn eine Treppe aufgrund technischer Gründe nicht möglich ist, wenn der Aufstieg nur selten genutzt wird und nur ein geringes Unfallrisiko besteht.
Weitere Informationen zum ein Einbau und zur richtigen Nutzung der Steigleiter finden Sie in unserer Broschüre „Leitern“.
Steigleitern und Steigeisengänge in Schächten weisen besondere Gefahren auf. Aufgrund von erhöhter Feuchtigkeit und kleinerer Auftrittsfläche besteht Rutschgefahr. Steigeisen müssen daher rutschhemmend und korrosionsfest sein und vor Belastung auf Stabilität geprüft werden.
Weitere Informationen erhalten Sie in der Arbeitsstättenregel ASR A1.8 und auf der Seite 18 in unserer Broschüre „Leitern“.
Stehleitern sind zweischenklige freistehende Leitern mit Stufen. Die Leiterschenkel sind durch Gelenke verbunden und müssen gegen Auseinandergleiten gesichert sein (Spreizsicherung). Stehleitern können ein- oder beidseitig begehbar sein.
- Die Stehleiter ist eine freistehend zu verwendende Leiter.
- Stehleitern dürfen nicht als Anlegeleitern benutzt werden.
- Die Stehleiter nur für Arbeiten geringen Umfangs verwenden.
- Für den Einsatz auf natürlichem unbefestigtem Boden sind Stehleitern ungeeignet.
- Bei Bodenunebenheiten ist Zubehör für den Niveauausgleich, die Holmverlängerung oder die Bogentraverse zu verwenden.
Beim Aufstellen der Stehleiter darauf achten, dass die vorhandenen Spreiz- und Drucksicherungen gespannt und eingelegt sind.
Die oberste Stufe darf nur bestiegen werden, wenn sie dafür eingerichtet ist (Plattform, Haltevorrichtung). Der Stand auf den obersten zwei Stufenpaaren ist wegen des unzureichenden Halts nicht gestattet.
Mehrzweckleitern bieten den Vorteil, dass sie als Stehleiter, Anlegeleiter und Plattform verwendbar sind.
Auch Mehrzweckleitern mit einer Länge von über 3 m dürfen nicht verwendet werden, wenn sie keine Quertraverse besitzen.
Gefahrenquellen, richtige Nutzung und weitere interessante Informationen finden Sie in unserer Broschüre „Leitern“.
Diese Leiter wird dort eingesetzt, wo erhöhter Bewegungsfreiraum erforderlich ist, z. B. bei Wartungs-, Bau- und Lagerarbeiten. Durch das große Podest und eine dreiseitige Umwehrung bietet diese Leiter im Vergleich zu anderen Leiterarten einen besseren Stand für den Benutzer. So wird ein beidhändiges Arbeiten ermöglicht.
Das richtige Aufstellen und die Verwendung von Podestleitern wird in unserer Broschüre „Leitern“ beschrieben.
Die Obstbaumleiter nach DIN 4567-1 aus Holz oder Aluminium ist eine ein- oder mehrteilige Sprossenleiter. Die Leitern sind besonders leicht und haben eine Tragfähigkeit von max. 120 kg.
Zur Gewährleistung der Standsicherheit kann die Obstbaumleiter mit einer oder zwei Stützen ausgerüstet sein. Zur Anpassung an unebenes Gelände sind Obstbaumleitern mit längenverstellbaren Stützen zu verwenden.
Obstbaumleitern sind ausschließlich für die Pflege und Ernte an Obstbäumen bestimmt.
Die Leiterholme und -stützen der Obstbaumleiter sind immer mit mindestens 7 cm langen Metallspitzen ausgerüstet, da die Obstbaumleiter nur auf unbefestigtem Untergrund, wie Wiesen, eingesetzt wird. Eine Benutzung auf befestigten Böden wie Stein- oder Pflasterböden ist nicht zulässig.
Einholmleitern sind Leitern mit nur einem Holm, an dem rechts und links auf gleicher Höhe Sprossen angebracht sind. Die Bauart der Leiter erlaubt dem Nutzer, sich so zu sichern, dass beide Hände frei sind. Einholmleitern sind für den Einsatz am Baum bestimmt.
Die Einholmleiter hat einen beweglichen Fuß und kann deshalb auch auf unebenem Boden aufgestellt werden. Der Fuß muss für unbefestigte Böden mit Spitzen, für befestigte Böden mit Gummifüßen ausgerüstet sein. Die Leiter wird mit dem oberen sprossenfreien Holm in eine tragfähige Astgabel gelegt. Für die Arbeit am Stamm ist z. B. eine V-förmige Stammgabel zu verwenden.
Zubehör für Leitern
Leiterzubehör darf jedoch keine zusätzlichen Gefährdungen verursachen wie z.B. Hängenbleiben oder Stolpern und muss deshalb sehr sorgfältig ausgewählt werden. Hierfür bieten die Hersteller von Leitern ein umfassendes Angebot an.
Um eine größere Standfläche an einer Sprossenleiter zu schaffen und diese damit regelkonform zu gestalten, bietet sich eine sogenannte Einhängeplattform an. Auch die Nachrüstung von Stufen wäre möglich.
Bodentraverse zum Ausgleichen von Bodenunebenheiten
Bogentraverse für den Einsatz am Hang und auf unebenen Böden, einsetzbar auf gewachsenem Boden mit Leiterspitzen oder auf festem Boden mit Kunststofffüßen.
Einhängetritt für Sprossenleitern
Einhängetritt für Sprossenleitern für sicheres Stehen bei kurzzeitigen Arbeiten. Auf die Belastbarkeit achten.
Leiterhaken
Leiterhaken zum sicheren Befestigen des Leiterkopfs an z. B. Dachrinnen, Weintanks und Hochregalen.
Prüfung von Leitern
Der Unternehmer ist für die Bereitstellung von sicheren Leitern und deren regelmäßiger Prüfung (TRBS 2121-2) verantwortlich. Empfohlen wird mindestens die jährliche Prüfung durch eine befähigte Person (siehe TRBS 1203).
- Die SVLFG und einige Hersteller bieten im Rahmen ihres Qualifizierungsangebotes ein Seminar für befähigte Personen zu Einsatz und Prüfung von Leitern an. SVLFG | Befähigte Person für Leitern
- Die BGHW bietet die Möglichkeit eines Online-Trainings an.